Winterdienst

Kahlbacher und Unimog räumen am Brienzer Rothorn die Gleise schneefrei5 min read

17. Dezember 2018, Lesedauer: 4 min

Kahlbacher und Unimog räumen am Brienzer Rothorn die Gleise schneefrei5 min read

Lesedauer: 4 Minuten

Nach monatelangem Winterschlaf ist es am Brienzer Rothorn im Berner Oberland Zeit, einer der ältesten Zahnradbahnen der Schweiz den Weg frei zu machen.

Die dafür benötigte Räumleistung bringt die Schneefrässchleuder KFS 950/2400 asym von Kahlbacher, angebaut auf einem Unimog. So kann die historische Bahn pünktlich in die Saison starten.

Meter für Meter arbeitet sich der Unimog U 430 voran. Die Schneefräse der Marke Kahlbacher an der Front rotiert bis zur Oberkante im glänzenden Weiß. Durch den Auswurfkamin fliegt der Schnee in hohem Bogen in die Luft und prasselt ein paar Meter weiter unten auf den Steilhang. Ganz unten funkelt der Brienzer See in der Morgensonne, jenseits des Tals thronen die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Ein Spektakel, für das Franz Zobrist keine Augen hat. Er hat einen Auftrag: das auch Ende Mai noch tief verschneite „Trassee“ der Brienz Rothorn Bahn unterhalb der Bergstation freilegen. „Nach einem normalen Winter liegen hier vier bis sechs Meter. Es können aber auch zehn sein“, sagt Daniel Schlosser, Technischer Direktor der Bahn, einer der ältesten Zahnradbahnen der Schweiz, in Betrieb seit 1892. Auf der 7,6 Kilometer langen Strecke fahren noch immer überwiegend Dampfloks. Von der Talstation am Brienzer See fährt die Bahn bis auf 2.244 Meter am Brienzer Rothorn hinauf und bewältigt dabei 1.678 Höhenmeter. Die Steigung: im Schnitt 22,5 Prozent. Ohne aufwändigen Winterdienst ginge es selbst im Frühsommer nur bis zur Mittelstation, wo längst die Enziane blühen. Aber die meisten Gäste wollen ganz nach oben auf 2.244 Meter. Den Schnee tauen zu lassen würde Wochen dauern. Doch Anfang Juni muss die Saison richtig losgehen, sie reicht ohnehin nur bis Ende Oktober. Deshalb ist immer ab Mitte Mai „Schneebruch“ angesagt. „Das übernimmt meist ein Fünferteam“, so Daniel Schlosser: Zwei Mitarbeiter der Bahn tragen mit Handfräsen die Schneespitzen ab. Per Pistenbully schafft Kollege drei eine grobe Gasse. Kollege vier schippt Steine zur Seite. Kollege fünf schließlich, Franz Zobrist, räumt mit dem Unimog und der angebauten Schneefräse KFS 950/2400 asym von Kahlbacher die Masse an Schnee und leitet die Räum-Equipe an. Bei dem Tiroler Unternehmen handelt es sich um einen Partner, der sich schon lange in der Zusammenarbeit mit dem kommunalen Allrounder Unimog bewährt hat – und sich seit rund drei Jahren auch offiziell mit dem Qualitätssiegel „Mercedes-Benz Unimog ExpertPartner“ auszeichnen darf. Die Zusammenarbeit währt aber bereits deutlich länger: Kahlbacher hat seit Mitte der 50er-Jahre in Mercedes-Benz mit seinem Kommunal­fahr­zeug-Klassiker Unimog einen beständigen Partner im Kampf gegen Schnee und Glätte auf winterlichen Verkehrsflächen gefunden.

Anspruchsvoller Job für Unimog     
und kahlbacher-schneefrässchleuder    Alle kennen das Terrain aus dem Effeff, vor allem die schneekritischste Zone auf rund 2.000 Meter Höhe: ein Trichter, an dessen Hängen das Gleis eine hunderte Meter lange, steil ansteigende Kurve beschreibt. Franz Zobrist macht am Brienzer Rothorn keiner etwas vor. Seit 1984 sorgt er für den Schneebruch. Seit jeher als Selbstständiger – und mit dem Unimog. „Diese harte Arbeit würde man wohl mit keinem anderen Fahrzeug schaffen.“ Bis 2015 nutzte der 60-Jährige seinen eigenen U 406. Jetzt arbeitet er mit einem Fahrzeug, das die Bahn-Betreiber angeschafft haben, beraten von Zobrist: ein U 430 Geräteträger. Euro VI-Motor mit 7,7 Liter Hubraum, 1.200 Nm Drehmoment, Hinterachs-Zusatzlenkung (HZL), hydrostatischem Fahrantrieb und Schneefrässchleuder von Kahlbacher – eine Top-Ausstattung. „Dank HZL zum Beispiel kann er den sogenannten Hundegang“, so Zobrist. „Der hilft durch leicht eingeschlagene Räder an beiden Achsen, wieder rückwärts rauszukommen, wenn ich mich richtig in den Schnee reingearbeitet habe. Die neue Technik macht nochmal einen gewaltigen Unterschied.“ Was den Job so hart macht, ist neben der Steigung und der Menge des Schnees auch dessen Beschaffenheit. „Er liegt teils seit November und ist unglaublich hart. Weich soll er aber auch nicht sein, sonst wird die Oberfläche zu rutschig“, sagt Zobrist. Hierfür ideal ist die Schneefräse des Tiroler Traditionsunternehmens Kahlbacher. Aufgrund der offenen Bauweise der Trommel ist die Schneefrässchleuder in der Lage, jede Art von Schnee aufzunehmen, sogar mit Fremdkörpern behaftetes Räummaterial. Wie der Name KFS 950/2400 asym schon andeutet, ist die Besonderheit der großen Frässchleuder das asymmetrisch nach rechts gesetzte Wurfrad. Das bringt eine höhere Effektivität bei der Schneeaufnahme am Fahrbahnrand und ermöglicht dem Fahrer eine bessere Sicht auf das arbeitende Gerät. Weitere Vorteile sind – dank des geringen Geräteüberhangs – ein günstiges Gewichtsverhältnis der gesamten Arbeitskombination sowie eine außerordentlich hohe Wendigkeit. Das effiziente Arbeiten des Gerätes wird abgerundet durch die hydraulische Querneigungs-Einrichtung, denn erst die exakte horizontale Anpassung der Fräse an die die zu räumende Fläche ergibt ein optimales Räumbild. Die größte Variante aus der Kahlbacher-Baureihe hat eine Frästrommel mit einen Durchmesser von 950 mm und ein Schleuderrad mit einen Durchmesser von 900 mm. An Räumhöhe schafft sie 1.300 mm. Bedient wird alles vom Fahrerhaus aus, die Kraft nimmt sich das Gerät aus der Kommunalhydraulik des Unimog 430.    

Verlässliche Technik    
Immer muss das Team auf der Hut sein vor Lawinen und Steinschlag. Auch Zobrists Vater hatte die Wachsamkeit im Blut – bis ihn nach 20 Jahren Arbeit hier am Berg ein Schneebrett erschlug. Umso wichtiger ist es deshalb für alle im Winterdienst arbeitenden, sich auf die Technik verlassen und sich voll und ganz auf die eigentliche Aufgabe des Schneeräumens konzentrieren zu können.    


30 Meter weiter Auswurf    
Vielen Alpen-Touristikern bereitet der Klimawandel Sorgen, auf den Schnee am Brienzer Rothorn hat er kaum Einfluss. „Wir haben an den exponierten Stellen stabile Mengen, Schwankungen von Jahr zu Jahr gab es schon immer“, so Schlosser. Besonders heftig war es 2012. Damals errechnete der Technikchef, dass für einen Abtransport mehr als 1.500 Güterwagen nötig gewesen wären. Dank des 30 Meter weiten Auswurfs aus dem Kamin der Schneefrässchleuder ist der Abtransport glücklicherweise nicht nötig. Der Schnee darf am Hang liegen bleiben, bis die Sonne ihn wegtaut. Die zuletzt jährlich mehr als 140.000 Gäste der Rothorn Bahn dürfen ihm dabei zusehen – bis Ende Oktober, wenn die Gleise wieder in ihren Winterschlaf fallen.

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