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Neustart für Biomasseheizwerk4 min read

11. Feber 2019, Lesedauer: 3 min

Neustart für Biomasseheizwerk4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Ein Brand zerstörte das steirische Biomasse-Heizwerk Feldbach komplett. Doch innerhalb der kurzen Bauzeit von sechs Monaten wurde die Anlage nicht nur wieder instand gesetzt.

Die Sanierung wurde genutzt, um sie effizienter und noch umweltfreundlicher wieder zu eröffnen. Dank modernster Technologien konnte die steirische Gemeinde so ihre CO2-Emissionen noch weiter reduzieren.

Der Großbrand im Heizwerk Feldbach bedeutete weder das Ende der Anlage noch die Rückführung zum Letztzustand. Sondern viel mehr die Möglichkeit, das Heizwerk gestärkt aus diesem Zwischenfall hervorgehen zu lassen. Im März des Vorjahres breitete sich in der Anlage ein Feuer aus. Doch durch die rasche und gezielte Brandbekämpfung, sowohl von innen als auch von außen, konnte ein Übergreifen der Flammen auf das rund 4.000 m³ fassende Hackschnitzellager sowie die Anlagenteile, in denen die mit Erdgas betriebenen Ausfalls- und Spitzenlastkessel untergebracht sind, verhindert werden.

Komplettsanierung führt zu mehr Effizienz
Der Betreiber der Anlage, die Energie Steiermark, ergriff die Chance zu einer Rundum­erneuerung. Nachdem die alte Biomasse­kesselanlage nach dem Großbrand komplett zerstört wurde, liefen die Sanierungsarbeiten des ­Heizwerks Feldbach auf Hochtouren. Nach einer Bauzeit von nur sechs Monaten fand im Dezember die feierliche Wiedereröffnung statt.
Insgesamt hat die Energie Steiermark rund drei Millionen Euro in das Biomasse-­Heizwerk investiert, das nun noch effizienter arbeitet und seit Anfang des Jahres 1.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt. Den Biomassekessel mit einer Nennleistung von 3.700 kW lieferte das ­steirische Unternehmen Binder Energietechnik  – ein 100%-iges Tochterunternehmen der HERZ-Gruppe. HERZ bietet ein komplettes Sortiment an erneuerbaren Energiesystemen an: Pellets- & Hackschnitzelheizungen, Holzvergaserkessel und Wärmepumpen. Durch die Firma Binder Energietechnik wird die Produktpalette im Bereich Biomasse optimal ergänzt.
Pro Jahr werden mit dem System in Feldbach rund 16 Millionen Kilowattstunden Wärme produziert. Als Brennstoff setzt man auf Hackgut, wobei durch die CO2-neutrale Verbrennung die Umwelt geschont wird. Gegenüber dem Einsatz von Heizöl als Brennstoff ergibt sich somit eine CO2-Einsparung von ca. 5.000 Tonnen pro Jahr, gleichzeitig werden rund 3,6 Mio. l Heizöl eingespart. Im Hinblick auf den ressourcenschonenden Umgang mit Energie wurde zusätzlich eine Rauchgaskondensationsanlage von Scheuch installiert, wodurch das Niedertemperaturpotenzial voll genützt wird. Dabei wird die Abwärme, die ansonsten über den Kamin ungenutzt verpuffen würde, rückgeführt. Das Rauchgas wird auf ca. 3 °C über der Fernwärmerücklauftemperatur abgesenkt. So kann der Brennstoff noch effizienter eingesetzt werden und der Gesamtwirkungsgrad der Anlage erhöht sich.

Entlastung der Feinstaubsituation
Fernwärme trägt durch die zentrale Wärmeerzeugung und die optimalen Verbrennungsbedingungen dazu bei, dass die Feinstaubsituation – im Gegensatz zu Einzelfeuerungsanlagen – deutlich reduziert wird. „Mit der Installierung einer der europaweit modernsten Abgasreinigungsanlagen werden nun die vorgegebenen Grenzwerte deutlich unterschritten“, unterstreicht Energie-Steiermark-Vorstandsdirektor Martin Graf vor allem den positiven Umweltaspekt der neuen Anlage in Feldbach. Gesetzlich ist ein Staubgrenzwert von 20 mg/m3 vorgeschrieben.

Regionale Forstwirtschaft wird unterstützt
Ein weiterer Pluspunkt ist die Förderung der Region durch die Anlieferung des Hackgutes direkt aus der Umgebung. Die benötigte Menge von rund 24.000 Kubikmeter Biomasse pro Jahr wird direkt aus der Region ­bezogen. Dass das Hackgut zurzeit zu 80 Prozent von den heimischen Bauern – es sind rund 300 Lieferanten – kommt, ist dabei im Hinblick auf die örtliche Forstwirtschaft besonders wichtig. Nur 20 Prozent müssen aus der Industrie zugekauft werden. Geht es nach dem Betriebsleiter, soll sich das Verhältnis im Laufe der Zeit noch weiter zugunsten der heimischen Zulieferer verändern. „Wir legen Wert auf regionale Wertschöpfung“, betont Vorstandssprecher Christian Purrer von der Energie Steiermark. Der weiß-grüne Energiekonzern ist mit seinen insgesamt acht Heiz­werken in allen Regionen des Landes mittlerweile der größte Abnehmer von Biomasse in der Steiermark.
In Bezug auf das ideale Austragungssystem des Hackguts fiel die Wahl auf einen 6-bahnigen Schubboden mit 19 m Länge, der den Brennstoff zum Kessel transportiert. Die Größe des Schubbodens wurde so gewählt, damit am Wochenende keine Bunkerbewirtschaftung notwendig ist.

Bedienerfreundlicher Betrieb
Auch die optimale Bedienbarkeit und damit die Erleichterung für die Mitarbeiter der Fernwärme in Feldbach im täglichen Umgang mit der Anlage standen im Mittelpunkt der Planungsaktivitäten. Die Asche kann nun komfortabel ebenerdig abtransportiert werden, die Steuerung erfolgt über die zentrale Leitwarte im Biomasseheizwerk in Feldbach und auch das gemeinsame Büro steht für Kundenanfragen im Biomasseheizwerk zur Verfügung.

Notstromaggregat zur Absicherung
Ein wichtiger Aspekt beim Umbau war die Gewährleistung der ständigen Stromversorgung. Diese ist an dem Standort von besonderer Priorität, da das Biomasse-Heizwerk Feldbach die Versorgung mehrerer Unternehmen und vieler Privatpersonen gewährleisten muss. Deswegen wurde das Unternehmen RGE aus Wiener Neustadt für die vollständige Einbringung, Montage, Inbetriebsetzung und Abnahme eines 200 kVA Diesel-Notstrom­aggregates geordert. Nach nur wenigen Monaten konnte der Auftrag im November, und somit noch vor Wintereinbruch, in Betrieb genommen werden.
Im Hinblick auf den Einsatz erneuerbarer Energie wird der Anteil an Hackschnitzel im Gesamtsystem deutlich effizienter als vor der Sanierung genutzt. Lediglich die Ausfalls­reserve und die kurzfristig notwendige und extrem flexible Spitzenlast werden mit feinstaubfreiem Erdgas bereitgestellt. „Unser Ziel ist, CO₂-freie Biowärme zur Verfügung zu stellen“, erklärt Christian Purrer. Feldbach ist inzwischen bereits zu 50 Prozent CO₂-frei versorgt.

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