Wärme- & Energieversorgung

Nahwärmenetz mit Holzvergaser4 min read

24. Feber 2016, Lesedauer: 3 min

Nahwärmenetz mit Holzvergaser4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Alles Gute liegt so nah: So wie bei dem Biomasseheizkraftwerk Schnellingen im baden-württembergischen Haslach im Kinzigtal. Das Kraftwerk gewinnt Energie durch Pellets.

 

Was sich durch ihre hervorragenden Brenneigenschaften auszeichnen. „Wir produzieren Strom und Wärme dort, wo unsere Verbraucher sind. Das stärkt die regionale Wertschöpfung und ist nachhaltig – auch weil unsere Rohstoffe direkt vor unserer Haustüre wachsen“, erläutert Joachim Prinzbach, Geschäftsführer der Bioenergie Schnellingen GmbH. Das Heizkraftwerk produziert seit März 2015 ökologische Wärme für 120 sowie Strom für 660 Haushalte.

Pellets statt Holzschnitzel: Dieses kleine, aber feine Detail bei der Beheizung des Holzvergasers macht den Unterschied bei der Energiegewinnung im Biomasseheizkraftwerk Schnellingen. Aber diese scheinbare Kleinigkeit zeigt große Wirkung. Denn Pellets sind in ihrer Größe genormt und besitzen homogene Brenneigenschaften. Sie sorgen so für eine gleichmäßigere Vergasung und reduzieren den Wartungsbedarf. Und ein weiterer nicht unwesentlicher Faktor: Die Pellets werden aus Hölzern der umliegenden Wälder gewonnen und in der Region um Haslach im Kinzigtal produziert. Der Ort liegt inmitten des Schwarzwalds, der über eine lange Tradition in der Holzwirtschaft verfügt. Das sieht auch der Projektleiter des baden-württembergischen Biomasseheizkraftwerks so. „Wir produzieren Strom und Wärme dort, wo unsere Verbraucher sind. Das stärkt die regionale Wertschöpfung und ist nachhaltig – auch weil unsere Rohstoffe direkt vor unserer Haustüre wachsen“, so Joachim Prinzbach, Geschäftsführer der Bioenergie Schnellingen GmbH. Sein Geschäftsführerkollege Götz Gegg ergänzt: „Von unserem technischen Konzept mit Holzvergaser sind wir überzeugt. Wir freuen uns, dass unser Pionierprojekt so viele Menschen überzeugt.“

Musterbeispiel für die Region
Mit dem Anspruch, die Energiewende im Kinzigtal voranzutreiben, war im Sommer 2012 die Bioenergie Schnellingen GmbH gegründet worden. Zur Betreibergesellschaft der Anlage gehören die Firma Gegg Fensterbau, die Haslacher Stadtwerke, die Volksbank Kinzigtal e. G., die Firma Fus & Sohn Wärmetechnik, die Firma Prinzbach Elektrotechnik, die Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald e. G. sowie die mabetec Maler-, Lackier- und Beschichtungs­technik. Projekte in dieser Größenordnung lassen sich alleine nicht stemmen – nur im Zusammenschluss kann man erfolgreich sein. Der regionale Energie- und Umweltdienstleister Badenova ist ebenfalls ein wichtiger Partner: „Das Projekt ist ein Musterbeispiel dafür, dass die Energiewende in unserer Region mit großen Schritten vorangeht – weil es mutige und kreative Unternehmer gibt“, so Mathias Nikolay.

Innovationsfond
Das Projekt in Schnellingen ist laut dem Badenova-Vorstand ein „ökologisches Leuchtturmprojekt“. Der Badenova-Innovationsfonds für Klima- und Wasserschutz steuerte 200.000 Euro zur Realisierung bei. Ziel des Badenova-Fonds ist es, innovative und nachhaltige Projekte mit Vorbildcharakter aus der Region zu fördern. Seit 2001 fördert die Badenova im Auftrag der Anteilseigner innovative Vorhaben mit jährliche etwa 1,8 Millionen Euro. Andere Projekte in der Region wurden bereits durch den Fonds unterstützt. „Die Energiewende gelingt nur, wenn Alternativen zur Atomkraft durch Bürger und Kommunen geschaffen werden“, sagte Haslachs Bürgermeister Heinz Winkler. Dies gelinge mit dem Kraftwerk, das bestens in den Schwarzwald passe, perfekt. Zudem lobte der Bürgermeister die Zugkraft der Initiatoren.

Heizwerk Schnellingen geht ans Netz
Am 19. März 2015 war es dann soweit: Das Biomasse Heizkraftwerk und das Nahwärmenetz der Bioenergie Schnellingen GmbH wurden im Rahmen eines Festakts eingeweiht. Das Herzstück der Anlage ist der innovative Holzvergaser, der mit Holzpellets gespeist wird. Mithilfe eines Blockheizkraftwerks werden diese dann in Strom und Wärme umgewandelt. Das Heizkraftwerk produziert aktuell ökologische Wärme für 120 sowie Strom für 660 Haushalte – im Bereich Wärme gibt es noch Potential nach oben.

Holzvergaser als Herzstück
Ein Holzvergaser ist Kernstück des dezentralen Energieversorgungsnetzes in Schnellingen. Das Besondere der Anlage ist die bereits erwähnte Nutzung von Pellets anstatt der konventionell für Holzvergaser verwendeten Holzhackschnitzel. Ein Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 190 kW Strom und 270 kW Wärmeenergie verbrennt das Gas anschließend und erzeugt so Strom und Wärme für Wohnhäuser und Industrieanlagen. Mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent ist die Anlage in Schnellingen besonders energieeffizient. Sie produziert weder organisch belastetes Abwasser noch kohlenstoffhaltige Staubpartikel. „Besonders im ländlichen Raum sind Holzvergaser eine innovative Option, um Gemeinden nachhaltig und dezentral mit Energie zu versorgen. Durch die wetterunabhängige und steuerbare Erzeugung sind Holzvergaser eine perfekte Ergänzung zur Energieerzeugung aus Sonne und Wind.“, so Gerhard Burkhardt. Das Gebiet „Wolfgässle“ wurde als Standort des Nahwärmenetzes ausgewählt, weil die Lage bezüglich der Anbindung und durch den hohen Lieferbedarf der angrenzenden Gewerbebetriebe und eines Hotels günstig ist. Eine Einspeisevergütung ist zudem durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz  garantiert. Bereits seit Mitte Dezember 2014 befindet sich die Heizzentrale im Dauerbetrieb – das Wärmenetz ist fertiggestellt. Zum Gesamtkonzept gehören außerdem ein Erdgas­Blockheizkraftwerk und ein Holzkessel für den Mittellastbetrieb sowie ein Erdgaskessel für die Spitzenlast. Weitere Kunden können angeschlossen werden und von den Vorteilen, die eine ökologische Nahwärmeversorgung bietet, profitieren. Denn neben den ökonomischen, gibt es auch ökologisch Argumente. Projektleiter Joachim Prinzbach bewertet es als besonders positiv, dass mit Holz eine nachwachsende Ressource eingesetzt wird und die Energie vor Ort produziert wird. Lange Trassen, die quer durch die Republik führen, seien nicht nötig. „Faszinierend finde ich auch das große Potenzial, was in der Kraft-Wärme-Kopplung steckt“, sagt der Geschäftsführer. So gehe die Wärme, die bei der Stromerzeugung entstehe, nicht mehr verloren.

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