Wärme- & Energieversorgung

Verschlafen die Energieversorger das Demand Side Management Geschäft?3 min read

22. April 2019, Lesedauer: 2 min

Verschlafen die Energieversorger das Demand Side Management Geschäft?3 min read

Lesedauer: 2 Minuten

Bei der Nutzung von erneuerbaren Energiequellen ist vor allem eines wichtig: Flexibilität. Die kann zum Beispiel durch den Energieabruf großer Speicheranlagen generiert werden.

Oder durch Haushaltsgeräte wie Kühlschränke oder Warmwasserboiler, denn hierbei handelt es sich um kleine Energiespeicher. Das Potential liegt in ihrer Bündelung sowie deren Steuerung durch Demand Side Management. Bei Engpässen in der Stromerzeugung (z. B. bei Ausfall eines großen Kraftwerks) oder großen Bedarf an elektrischer Energie (Spitzenlast in der Mittagszeit) können durch Fernsteuerung Elektrizität verbrauchende Geräte durch Lastabwurf ab- und wieder zugeschaltet werden.   

Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen nimmt kontinuierlich zu; Flexibilität wird dadurch immer wichtiger. Neben flexiblen Kraftwerken, die ihre Produktion an die Stromerzeugung von Windkraft- und Photovoltaikanlagen anpassen und Speicheranlagen, die den erneuerbaren Strom zwischenspeichern können, stellt das Demand Side Management (DSM) ein nicht zu vernachlässigendes Flexibilitätspotential und gleichzeitig die Möglichkeit für neue Geschäftsmodelle dar. Ein Potential, das die Energieversorger für sich nutzen sollten. Denn wenn sie es nicht tun, werden andere die Geschäftsmöglichkeiten erkennen und den Energieversorgern das Heft aus der Hand nehmen.

DSM neue Erwerbsquelle und Optimierung
Für Energieversorgungsunternehmen stellt DSM eine Optimierungsmöglichkeit und eine neue Erwerbsquelle dar. Erneuerbare Energie wird dann erzeugt, wenn die Bedingungen es zulassen, wenn also die Sonne scheint oder der Wind weht. Gespeichert werden kann diese Energie zwar in großen, zentralen Pumpspeicherwerken. Diese zu bauen, stellt aber einen erheblichen ökologischen Eingriff dar, was immer häufiger zu Widerstand in der Bevölkerung gegen solche Bauvorhaben führt. Gleichzeitig ist praktisch jeder Kühlschrank, jede Stromheizung und jeder Warmwasserboiler ein Energiespeicher, wenn auch ein kleiner und dezentral gelegener. Das Potential liegt in der Bündelung vieler solcher dezentraler Stromverbraucher. Praktisch umsetzbar sind derlei Modelle allerdings nur mit einer direkten Verbindung zum Stromspotmarkt und mit einer vollautomatischen Steuerung. Haushalte könnten über einen Zwischenhändler mit automatisierter Marktanbindung, oder direkt über ihren Energieversorger am System partizipieren. Wenn der Verbrauch der vielen dezentralen Geräte so gesteuert wird, dass er dann anfällt, wenn viel Strom zur Verfügung steht, entstehen daraus Vorteile für die Energieversorger und für deren Kunden. Das Modell funktioniert, wenn die Lücke zwischen Verbraucher und Energieversorger automatisiert geschlossen wird. Smart Metering gibt die Richtung vor: Den Verbrauch der Kunden zu kennen und in Folge in einem Win-Win-Modell für beide Parteien zu steuern. Demand Side Management ermöglicht schlichtweg neue Geschäftsmodelle, die genutzt werden sollten. Beispielsweise könnte ein Energieversorger, um die Einbindung eines Kühlschranks ins Netz für den Kunden attraktiv zu gestalten, diesen kostenlos an den Haushalt abgeben. Aber nicht nur im Normalbetrieb bietet DSM Vorteile, auch in Ausnahmesituationen hilft das Konzept. Das zeigte sich etwa in Florida nach dem Wirbelsturm Irma, wo die gezielte Laststeuerung dabei unterstützte, das System trotz der Beeinträchtigungen im Netz halbwegs stabil zu halten.

Konzept für Ausgleichsenergie
Was also spricht dagegen, dass die Energieversorger die neuen DSM-Geschäftsmodelle selbst realisieren, anstatt das Ruder womöglich schnellen, smarten Start-Ups und Zwischenhändlern zu überlassen, die bereits ihre Chance wittern? Bislang ist es seitens der Energieversorger sehr ruhig um das Thema Flexibilitätsvermarktung. Auch von den Netzbetreibern hört man wenig, dabei wären DSM-Konzepte (Stichwort Ausgleichsenergie) mehr als hilfreich für die Versorgungs­sicherheit. Wollen die etablierten Anbieter wirklich warten, bis andere das Ruder übernehmen und ihnen dieses Geschäft streitig machen? Es ist Zeit zum Handeln.

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