Straßendienst

Zweites Leben für Unfallfahrzeuge: Finanzspritze statt Kostenfalle3 min read

12. Oktober 2020, Lesedauer: 2 min

Zweites Leben für Unfallfahrzeuge: Finanzspritze statt Kostenfalle3 min read

Lesedauer: 2 Minuten

Gerät ein Kommunalfahrzeug in einen Verkehrsunfall, droht der wirtschaftliche Totalschaden. Zudem muss die Gemeinde das Fahrzeug kostspielig entsorgen lassen.

Ein Finanzgrab für jede Gemeinde. Dabei können Kommunen über das Auktionsportal der Vebeg (Verwertungsgesellschaft des Bundes GmbH) ihren ausgemusterten Unfallfahrzeugen zu einem „zweiten Leben“ verhelfen und dem eigenen Finanzhaushalt  etwas Luft verschaffen. Denn bei einer Vebeg-Versteigerung zahlen Käufer für verunfallte Kommunalfahrzeuge in aller Regel ein Vielfaches des zuvor ermittelten Fahrzeugrestwertes.

In einer Schrecksekunde im Sommer 2018 kommt der Citroën Jumper einer rheinischen Gemeinde auf die Gegenfahrspur und kollidiert mit einem Fahrzeug. Menschen kommen glücklicherweise nicht zu Schaden, doch die Vorderachse des Jumpers bricht. Das Urteil der Gutachter steht schnell fest: Der leichte Lkw, versehen mit einem Aufbau für den Kommunaleinsatz, hat nur noch Schrottwert, reif für die Abwrackhalde. Ein wirtschaftlicher Totalschaden. Doch die Verantwortlichen der Gemeinde nehmen das Urteil der Versicherungsmathematiker nicht hin. Sie wenden sich an die Vebeg. Das staatseigene deutsche Unternehmen versteigert treuhänderisch im Auftrag von Kommunen deren ausrangiertes Material – darunter auch Unfallfahrzeuge wie der Jumper mit dem Vorderachsenbruch – und das mit äußerstem Erfolg. „Im Regelfall zahlen Bieter für verunfallte Kommunalfahrzeuge bei Vebeg-Auktionen ein Mehrfaches des zuvor ermittelten Fahrzeugrestwertes“, sagt Claus Richter, Leiter Verkauf bei der in Frankfurt am Main ansässigen Vebeg. Bei Kommunalfahrzeugen sei die gravierende Diskrepanz zwischen kalkuliertem Restwert und tatsächlich erzieltem Veräußerungserlös die Regel und keineswegs die Ausnahme, so Vebeg-Verkaufsleiter Richter. Grund hierfür ist die spezielle Situation am Markt für gebrauchte Kommunalfahrzeuge. Anders als am Pkw-Gebrauchtwagenmarkt ist die Zahl der Verkäufer gering und ihr steht eine zahlungskräftige Käuferschaft gegenüber. Unter diesen Marktbedingungen entscheidet der Preisfindungsmechanismus darüber, ob Käufer oder Verkäufer ihre Preispräferenzen durchsetzen können.     

Verfahren zielt auf höchstmöglichen Erlös
Das Auktionsverfahren der Vebeg zielt auf den höchstmöglichen Erlös ab. Denn beim sogenannten verdeckten Bieterverfahren ist den Kaufinteressenten bis zum erteilten Zuschlag das jeweils aktuelle Höchstgebot nicht bekannt. So besteht für jeden Bieter mit ernsthafter Kaufabsicht der Anreiz, ein Gebot in Höhe seiner maximalen Zahlungsbereitschaft abzugeben. Damit unterscheiden sich Vebeg-Auktionen grundlegend von den gängigen Auktionen, bei denen das geltende Höchstgebot jederzeit ersichtlich ist. Kein Kaufinteressent wird in einem solchen Verfahren seine tatsächliche Zahlungsbereitschaft offenlegen, sondern nur das vorherige Höchstgebot geringfügig überbieten. Auch die enorme internationale Reichweite des Verkaufsportals der Vebeg kommt den Kommunen zu Gute. Denn potenzielle Käufer aus dem Ausland legen mitunter einen höheren Bewertungsansatz an als Erwerber aus Deutschland: Zum einen weil die Kostensätze gerade bei Instandsetzungen im Ausland niedriger sind als in Deutschland. Zum anderen können auch konjunkturelle Gründe für eine höhere Bewertung des Fahrzeugs im Ausland sprechen.     

Rechtssicheres transparentes Verfahren
Das Veräußerungsverfahren der Vebeg erfüllt sämtliche gesetzliche Transparenz-Anforderungen, die öffentliche Haushalte erfüllen müssen. „Der Betrag, den die Vebeg nach Auktionsende der Kommune überweist, entspricht dem haushaltsrechtlich geforderten vollen Wert“, so Vebeg-Verkaufsleiter Richter. Zudem ist die buchhalterische Abwicklung für die Kommunen äußerst simpel.     

Citroën geht an Käufer in Polen    
Der verunfallte Jumper hat ein „zweites Dienstleben“ in Osteuropa gefunden. „Das ist nicht ungewöhnlich“, urteilt Claus Richter. Käufer aus Osteuropa seien in der Regel bereit, hohe Summe für ausrangierte Kommunalfahrzeuge zu zahlen. Für den leichten Lkw aus dem Rheinland hatte ein Bieter aus Polen das Höchstgebot abgegeben. Der Jumper wurde instandgesetzt und ist seither wieder im Kommunaleinsatz unterwegs.    

Erfolgreich im vermitteln    
Rund 90.000 registrierte Kaufinteressenten erreicht die Verwertungsgesellschaft des Bundes auf diesem Weg. Seit 66 Jahren verhilft sie damit ausgedienten Sachgütern zu einem zweiten Leben und kommunalen Einrichtungen schnell und einfach zu liquiden Mitteln. Mit einem erzielten Umsatz in Höhe von rund 78,2 Mio. Euro im Jahr 2017 ergaben sich aus den verdeckten Ausschreibungen höchst willkommene „Förderprogramme in eigener Sache” für die Auftraggeber.

 

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