Unterflurcontainer in Bürs: Initialzündung für neues Müllkonzept in Vorarlberg4 min read
Lesedauer: 3 MinutenDie baulichen Erweiterungspläne des Vorarlberger Unternehmens Getzner Werkstoffe ließen auch ein neues Entsorgungskonzept für den benachbarten Gewerbepark nötig werden.
Die ideale Lösung fand man in Form von Unterflurcontainern des Schweizer Herstellers Villiger, auf welche man sich auch rasch einigte. Für Kopfzerbrechen sorgte hingegen die Müllabfuhr: Da man am Bürser Gewerbepark mit dem Abfallsystem ein Vorreiter im gesamten Bundesland ist, musste die Entsorgungslogistik erst hergestellt werden – diese organisierte der Umweltverband Vorarlberg. Nun steht im kommunalen wie gewerblichen Bereich der Weg frei weitere Unterflurcontainer-Systeme.
Dass die Müllentsorgung bei einem Umbau Kopfzerbrechen bereitet, hätte wohl Gerold Burtscher, Leiter Produktion & Logistik bei Getzner Werkstoffe, nicht gedacht. Bei Getzner Werkstoffe handelt es sich um den führenden Spezialisten für Schwingungs- und Erschütterungsschutz, dessen lärm- und vibrationsreduzierende Lösungen in den Bereichen Bahn, Bau und Industrie zum Einsatz kommen. Die steigende Urbanisierung weltweit sorgt für eine stetige Auftragslage und diese für einen nötigen Erweiterungsanbau am Stammsitz im Vorarlberger Bürs bei Bludenz. Das Baufeld reichte bis in Bereiche des benachbarten Gewerbeparks, der sich in Besitz von Getzner, Mutter & Cie, der Muttergesellschaft des Unternehmens, befindet. Betroffen war davon auch die Müllstation des Fabriksgeländes – einer unattraktiven Abfallsammelstation, in der der gesammelte Müll aller im Gewerbepark ansässigen Unternehmen landete. Eine neue Lösung musste her.
Erste platzraubende Variante für die Müllentsorgung wurde verworfen
Eine zwar bewilligte, aber unbeliebte Variante war jene in einem geschlossenen Gebäude mit Rollcontainern. Diese wäre auch beinahe verwirklicht worden, doch der Vorarlberger Umweltverband stellte kurz vor der Umsetzung Unterflursysteme für die verschiedenen Müllfraktionen vor, bei deren Präsentation auch Gerold Burtscher anwesend war. Der Verband hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Abfalllösung im kommunalen Bereich bei Wohnanlagen, aber beispielsweise auch bei Einkaufszentren zu fördern und zu forcieren. „Daraufhin haben wir vom Umweltverband schnellstmöglich die Unterlagen angefordert – da wir ja eigentlich schon die Genehmigung für die überdachte Abfallstation hatten“, berichtet Gerold Burtscher vom Zeitdruck bei der Umsetzung. „Der Umweltverband Vorarlberg hat uns in dieser Phase intensiv unterstützt, wir bekamen beispielsweise alle Informationen samt Richtpreisangeboten der Unterflursystem-Anbieter, die auf der Messe IFAT in München ausstellten.“
Unterflursystem von Villiger überzeugte
Einer der Aussteller auf der heurigen Auflage der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft war das Schweizer Unternehmen Villiger, das dann den Zuschlag erhielt. 14 Stück Entsorgungscontainer Sub-Vil orderte man, um nun unterirdisch Restabfall, Altglas, Biomüll, Altmetall und Altpapier zu sammeln. Der in die Erde eingebaute Entsorgungscontainer (in einem wasserundurchlässigen und gegen Auftrieb konstruierten Betonelement) integriert das Abfall-i konzept in die Umgebung und gestaltet dieses so, im Gegensatz zur vormals angedachten Lösung des überbauten Abfallsammelgebäudes, attraktiv. Lediglich die Einwurfsäulen für die Müllsäcke sind sichtbar, der Abfall lagert bis zur Abholung im in den Boden versenkten Teil des Unterflurcontainers. Dabei hat das Sub-Vil-System ein Fassungsvermögen von bis zu fünf Kubikmetern – das entspricht dem Volumen von sechseinhalb 770-l-Kunststoffcontainern und der wöchentlichen Abfallmenge von 60 Wohnungen. Ein Unterflurcontainer braucht also nur halb so viel Bodenfläche beziehungsweise nur ein Zehntel des Freiraums der entsprechenden Menge Rollcontainer. Durch die Zentralisierung der Sammelstandorte werden die Kosten für Entleerungsfahrten erheblich gesenkt.
Müllabfuhr musste organisiert werden
Doch genau diese hätten beinahe das K.O.-Kriterium geliefert: Das Unterflursystem ist in Vorarlberg noch nicht verbreitet, dementsprechend gab es keine passenden Fahrzeuge mit dafür benötigtem Kranaufbau, die die Müllabfuhr erledigen hätten können. „Die Investitionskosten für die Unterflurcontainer lagen absolut im Kostenrahmen – die Entsorgungslogistik wäre für einen einzelnen Abnehmer jedoch unbezahlbar“, erläutert Gerold Burtscher. Durch die vom Umweltverband organisierte Entsorgungslogistik und der initiierte Schulterschluss von kommunaler Abfuhr und gewerblicher Abfuhr konnte das Projekt gestartet werden.
Geruchs- und Lärmbelästigung werden dank unterirdischer Bauweise minimiert
Neben den optischen Vorzügen der Unterflurcontainer von Villiger gibt es noch weitere Pluspunkte: Etwa dass die Geruchsbelästigung, die durch Müll verursacht wird, reduziert wird. Wie die Bezeichnung Unterflursystem schon klarstellt, befinden sich die Müllcontainer unter der Erde. Dadurch, dass sich das System unterirdisch befindet, ist der Abfall gekühlt, somit kommt es zu keiner Geruchsbelästigung – gerade bei dem im Gewerbepark ebenfalls ansässigen Gastronomiebetrieb war das ein großes Thema. Die mit Lebensmittelresten behafteten Kunststoff- und Metallabfälle lockten früher Mäuse und Ratten an, für die Tiere ist der Müll nun unzugänglich. Auch der Lärm beim Einwurf des Abfalls wurde minimiert. Die Einwurfsäulen sind schallgedämmt, der Container selbst befindet sich unter der Erde, wodurch sich der Schall kaum ausbreiten kann.
Unterstützung durch Umweltverband machte neues Müllkonzept möglich
„Ohne den Umweltverband wäre die neue Entsorgungslösung für uns nicht realisierbar gewesen, denn wir waren mit der Leitung des Erweiterungsumbaus dermaßen eingespannt, dass das nur ein Nebenprojekt war“, ist Gerold Burtscher dankbar für die Unterstützung. „Trotzdem war uns eine ordentliche Lösung äußerst wichtig.“ Heute spricht der Produktionsleiter bei Getzner Werkstoffe von einer Win-Win-Situation. „Denn auf dem Gewerbpark ist dank der nun vorhandenen Entsorgungslogistik eine Lösung für weitere Projekte in Vorarlberg entstanden. Es brauchte diese Initialzündung.“ Interessierte Gemeinden können das öffentlich zugängliche Unterflursystem im Gewerbepark in Bürs jederzeit begutachten.
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