Wärme- & Energieversorgung

Horb am Neckar verfolgt das Ziel Klimaneutralität mithilfe von Holzvergasung4 min read

29. März 2021, Lesedauer: 3 min

Horb am Neckar verfolgt das Ziel Klimaneutralität mithilfe von Holzvergasung4 min read

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Bis zum Jahr 2050 soll es geschafft sein: Die baden-württembergische Stadt Horb will bis dahin klimaneutral sein. Dieses Vorhaben verfolgt man bereits seit 2011.

Und hat seither wichtige Schritte in die richtige Richtung getan. Ein wesentlicher Bestandteil des Vorhabens ist die Versorgung der Gemeinde mit Wärme und Strom aus regenerativen Energiequellen: Pünktlich zur letzten Heizsaison ging die bereits dritte Holzvergasungsanlage in Betrieb.

Ein ehrgeiziges Ziel hat sich die baden-­württembergische Gemeinde Horb am Neckar gesteckt: 2011 beschloss die Stadt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Dafür schnürte man ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das unter anderen die Inbetriebnahme zahlreicher Photovoltaikanlagen, die Umstellung aller Straßenlaternen auf LED-Leuchtmittel sowie den Ausbau von Solar- und Wasserkraftwerken beinhaltet. Im Juli 2015 zeichnete die Agentur für Erneuerbare Energien dafür die Stadt als Energie-Kommune des Monats aus, außerdem beteiligt sich Horb am Landeswettbewerb „Klimaneutrale Kommune“. Ein wesentlicher Beitrag, der Richtung Zielgerade Klimaneutralität führt, ist dabei natürlich auch der Ausbau von Nahwärmenetzen. Für die Wärmeversorgung der Bewohner setzen die Stadtwerke Horb seit 2015 auf Holzvergasung.     

Wärme und Strom aus Holzpellets    
Nach einer europaweiten Ausschreibung setzte sich der Energietechnikspezialist Burkhardt aus Mühlhausen in der Oberpfalz mit dem innovativsten und wirtschaftlichsten Konzept gegen den Wettbewerb durch, das auch das Landesministerium für Umwelt überzeugte und dementsprechend förderte. Geheizt wird seither mit einer Anlage, bestehend aus zwei Holzvergasern (Modell V3.90) und zwei Blockheizkraftwerken (Modell ECO 180 HG), die zusammen eine thermische Gesamtleistung von ca. 550 kW und eine elektrische Gesamtleistung von ca. 400 kW erzielen.     

Dritte Burkhardt-Anlage in Betrieb    
Ein weiterer Schritt Richtung Klimaneutralität wurde mit dem Wärmekonzept des Quartiers Weststadt gesetzt. Nach gut anderthalb Jahren intensiver Bautätigkeit ist inmitten eines der wichtigsten Gewerbegebiete der Stadt ein Wärmeversorgungsnetz und eine neue Heizzentrale entstanden, die im Rahmen des Projektes der Klimaneutralen Kommune Horb 2050 einen weiteren Baustein darstellt und vor allem aufzeigt, was möglich ist, wenn das Interesse der Anlieger, aber auch der Wille der politischen Entscheidungsträger in eine Richtung weisen. Dieses Projekt stellt auch einen wesentlichen Ausgangspunkt für Folgeprojekte in anderen Siedlungsbereichen und Stadtteilen dar, um so die Wärmewende weiter voranzubringen. Und auch hier kam wieder Burkhardt zum Zug: Die neue Anlage wurde baugleich zu den beiden bestehenden konzipiert, wodurch das Betriebspersonal von gewohnten Arbeitsverhältnissen profitiert. Seit Herbst letzten Jahres werden durch die neue Anlage umliegende Gebäude mit 270 kWth und 180 kWel  versorgt. Insgesamt können so in Horb in drei örtlich getrennten Wärmenetzen mit einer Gesamtlänge von rund 8 km 350 Abnehmer mit Wärme und Strom beliefert werden.     

Hoher Energieertrag dank Pellets    
Die bei der Ausschreibung geforderten Mindestbetriebsstunden der BHKW-Holzvergaseranlage von 5.000 pro Jahr wurden weit übertroffen: „Derzeit liegen wir bei über 7.000 Betriebsstunden jährlich“, berichtet Eckhardt Huber von den Stadtwerken Horb am Neckar über seine Erfahrung mit Burkhardt. Um einen gleichmäßigen und stabilen Vergasungsprozess gewährleisten zu können, greift man bei Burkhardt auf einen homogenen Brennstoff zurück: Holzpellets. Der Holzvergasungsprozess ist auf die Eigenschaften der genormten Presslinge (EN Plus A1) mit ihrer Riesel- und Förderfähigkeit ausgelegt und erreicht somit überdurchschnittliche Wirkungsgrade. Der Brennstoff enthält eine maximale Restfeuchte von 10 Prozent und braucht somit keine vorgelagerten Trocknungsprozesse oder spezielle Lagerverfahren, sondern kann direkt und effizient in den Anlagen umgesetzt werden. Mit ca. 5 kWh Energie pro Kilogramm erweisen sich Holzpellets als äußerst energiereich, was erstens einen höheren Energieertrag zur Folge hat und zweitens benötigen Pellets dadurch ein geringeres Lagervolumen. So „schlummern“ zum Beispiel in 1 m³ Holzpellets rund 3.300 kWh Energie, im Gegensatz dazu enthält 1 m³ Hackgut rund 900 kWh.    

Nachhaltige Energien koppeln    
Auch das Thema Sektorenkopplung spielte beim Quartierskonzept in der Horber Weststadt eine große Rolle für die Stadtwerke Horb, denn um Klimaneutralität zu erreichen ist nicht nur der Ausbau von erneuerbarer Energie, sondern auch die Frage der intelligenten und optimalen Nutzung dieser nachhaltigen Energie wesentlich. Gerade weil die Sektorkopplung Synergieeffekte bei der Integration von hohen Anteilen erneuerbarer Energien ermöglicht, wird sie als Schlüsselkonzept bei der Energiewende und dem Aufbau von intelligenten Energiesystemen mit 100 Prozent erneuerbaren Energien betrachtet. So erzeugen nicht nur die BHKWs und Holzvergasungsanlagen grünen Strom – auch Photovoltaikanlagen auf den umliegenden öffentlichen und privaten Dächern tragen ihren Teil bei. Um das regenerative Stromangebot bedarfsgerecht zu steuern, wurden sämtliche an das Wärmenetz angeschlossenen Gebäude mit Steuerkabeln für ein BUS-System ausgestattet, wodurch nun die Möglichkeit gegeben ist, je nach Angebot Verbraucher in den angeschlossenen Gebäuden zu- oder abzuschalten. Überflüssige Energie wird in einem 100.000 Liter fassenden Pufferspeicher geladen, der wiederum zu morgendlichen und abendlichen Spitzenlastzeiten den erhöhten Bedarf deckt. „Das im Zuge des Netzausbaus installierte BUS-System gibt uns die Möglichkeit, den Wärmeverbrauch zu reduzieren oder zu erhöhen“, erläutert Eckhardt Huber. „Zukünftig wollen wir zusätzlich die in den Gebäuden der Abnehmer befindlichen Pufferspeicher einbinden – für ein noch effizienteres Energiemanagement.“    

Auf der Zielgeraden
Rund 20 Prozent weniger Kohlendioxid verbraucht Horb im Vergleich zum Referenzjahr 2009 jetzt schon. Mit der Installation der neuen Holzvergaser-BHKW-Anlage und der seit 2015 in Betrieb befindlichen Anlagen können etwa 3.100 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Die Stadt Horb kommt so Ihrem Ziel „Klimaneutrale Kommune“ wieder ein gutes Stück näher.

 

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