Steilste Standseilbahn der Welt wird mit Zaugg-Gebläse von Schnee befreit4 min read
Lesedauer: 3 MinutenBis zu 110 Prozent Steigung bewältigt die Stoosbahn – das ist absoluter Weltrekord für eine Standseilbahn. Dafür, dass die täglich bis zu 4.000 Fahrgäste …
… auch bei jeder Witterung von der Gemeinde Schwyz in das Bergdorf Stoos gelangen, sorgt eine spezielle Winterdienstgerätschaft von Zaugg. Statt Schneefräse oder Pflug entfernt ein Gebläse zuverlässig liegengebliebenen Schnee – gegen den 400 km/h-Luftstoß hat weder gefrorener noch nasser Schnee etwas entgegenzusetzen.
Seit rund zwei Jahren verbindet die steilste Standseilbahn der Welt im Halb-Stunden-Takt die Gemeinde Schwyz mit dem autofreien Bergdorf Stoos. Von dort geht es per Sesselbahnen weiter bis zum Fronalpstock-Gipfel – wo einen ein Rundum-Panorama auf den Vierwaldstättersee und die Zentralalpen erwartet. Auf dem Weg nach oben sind an der steilsten Stelle der Stoosbahn eine Steigung von 110 Prozent beziehungsweise 47,7 Grad zu bewältigen. Das ist nicht nur so steil, dass die Höhe auf 100 Meter Strecke um 110 Meter zunimmt, sondern sogar absoluter Weltrekord: Einen stärkeren Anstieg erklimmt weltweit keine andere Standseilbahn. Zum Vergleich: Die Lombard Street mitten in San Francisco führte mit 27 Prozent steil nach oben, bevor sie in die berühmte Serpentinenstraße umgewandelt wurde. Die steilste Straße überhaupt liegt bei Dunedin in Neuseeland und rühmt sich einer Steigung von 35 Prozent.
Ausgeklügelte Technik der Stoosbahn
Täglich finden mit dem technischen Meisterwerk bis zu 3.500 Fahrgäste ihren Weg nach oben – im Winter sogar bis zu 4.000. Die Strecke von der Talstation bis Stoos schafft die Bahn in nur fünf Minuten und steigt dabei 743 Meter in die Höhe. Doch selbst bei dieser extremen Höhenbewältigung steht man als Passagier in der Kabine immer auf einer waagrechten Fläche. Der Clou dabei: Die Seilbahn ist so ausgeklügelt konstruiert, dass sich jedes der an Fässer erinnernden Abteile entsprechend der gerade befahrenen Neigung dreht, sodass die Fahrgastebene stets horizontal ausgerichtet ist.
Spezielle Lösung für den Winterdienst
Sicherheit und ein ganzjährig reibungsloser Betrieb haben bei der Stoosbahn natürlich oberste Priorität – schließlich leben oben im autofreien Dorf gut 150 Leute, die über die Seilbahn mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs versorgt werden müssen und diese täglich für den Schul- oder Arbeitsweg nutzen. Um diese Verbindung ganzjährig bestehen zu lassen, ist ein zuverlässiger Winterdienst vonnöten. Während der langjährigen Konzeptionsphase hatte dieser jedoch vorerst keinen Vorrang: „Zwar wogen wir bereits während der Planung mehrere mögliche Schneeräum-Varianten gegeneinander ab, doch da kein System von Anfang an überzeugte, entfernten wir den Schnee in der Anfangsphase manuel“, berichtet Paul Steiner, der stellvertretende technische Leiter bei der Stoosbahnen AG. Mitarbeiter der Stoosbahnen AG rückten letzten Winter absturzgesichert den Schnee entlang des Zugseils mittels Schaufeln zu Leibe. Diese Zeit wurde genutzt um Erfahrungswerte zu sammeln im Hinblick auf einen ausgereiften Entscheid zur künftigen Schneeräumung. Der Vergleich verschiedener Schneeräumgeräte offenbarte eine wesentliche Schwäche der unterschiedlichen Verfahren: Egal ob Schneefräse, Pflug oder Bürste, kein Gerät konnte gleichzeitig entlang des Zugseils und die daneben entlanglaufende Nottrasse freiräumen. Die Lösung für diese Problemstellung fand man beim Schweizer Winterdiensthersteller Zaugg, der sich neben der Straßenfreiräumung auch auf die Schneebefreiung von Schienen spezialisiert hat. Mit einem Schienen-, Schnee- und Laubgebläse sagt man nun seit dieser Wintersaison dem Schnee auf der Stoosbahn den Kampf an.
Schnee wird von Seilbahntrasse geblasen
Mit bis zu 400 km/h bläst das Gerät den auf der Bahntrasse befindlichen Schnee oberhalb der Gleise und zwischen den Niederhalterollen weg, per Joystick können die Düsen an alle relevanten Stellen gerichtet werden und so auch den nebenbei befindlichen Rettungssteg von Schnee befreien. Das gelingt dank der seitlichen Verschiebung: Die beiden Düsen können unabhängig voneinander in der Breite bis maximal 4.700 mm verstellt werden und lassen sich zusammen bis 1.160 mm stufenlos anheben. Außerdem können die Düsen in ihrem 360-Grad-Schwenkbereich einzeln angesteuert werden. Das Schneegebläse verfügt über zwei Betriebsmodi: Im Passiv-Modus lassen sich die Düsen innerhalb des Lichtraumprofils bewegen, im Aktiv-Modus auch außerhalb – wobei letzterer nur per Passwort aktivierbar ist.
Bedienerfreundliche Steuerung
Das Gebläse wird als Baugruppe nach Bedarf auf die Güterplattform der Stoosbahn gesetzt. „Praktisch ist, dass nur ein Mann reicht, um das Gerät zu bedienen und die Steuerung sich nicht wesentlich von jener der Bahn unterscheidet“, zeigt sich Paul Steiner zufrieden mit der Winterdienstlösung. Auch die Betreuung von Seiten Zaugg hebt er hervor: Wie das bei Prototypen abseits des Standards so ist, gab es Herausforderung bei der Bedienung. Diese wurden aber mithilfe von Zaugg gemeistert, manches wird auch noch optimiert.“
Umfangreiches Know-how im Winterdienst
Neben den Erfahrungswerten in Sachen Bahnstreckenräumung kann das Schweizer Unternehmen Zaugg auch in anderen Einsatzbereichen auf sein umfassendes Know-how in Hinblick auf die Entwicklung, Konstruktion und Herstellung von professionellen Schneeräumgeräten verweisen. Sein umfangreiches Portfolio präsentiert der Winterdiensthersteller dieses Jahr gleich auf mehreren Messen. Vertreten ist Zaugg unter anderem auf der IFAT (7. bis 11. September 2020, Messe München), der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, die auch eine umfassende Palette an Kommunalfahrzeugen und -geräten umfasst. Auch auf der Internationalen Fachmesse für Verkehrstechnik InnoTrans (22. bis 25. September 2020, Berlin) stellt Zaugg aus.
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