„Schnee von gestern“ wird dank innovativem Eiskratzer zur perfekten Piste4 min read
Lesedauer: 4 MinutenNach der Saison ist vor der Saison: Um so bald wie möglich den Wintersport-Betrieb starten zu können, setzen Skigebiete auf das sogenannte Snowfarming – das Anlegen eines Depots aus den Schneeresten des Frühjahrs. Dieses Schneereservoir wird am Anfang des folgenden Winters auf die Piste getragen und veringert so die benötigte Menge an neuproduzierten Kunstschnee erheblich. Doch die unterste Schicht des Schneedepots wird während dieser langen Lagerzeit zu einer festen Eisschicht komprimiert: Um auch diesen Teil nutzen zu können, wünschte sich der Pistenchef der Tschentenalp-Bahnen im schweizerischen Adelboden vom Winterdienst-Spezialisten Zaugg einen Eiskratzer, der gefrorene Eisblöcke zu Pistenschnee umwandelt.
Stetig steigende Kosten für die Schneeerzeugung zwingen die Skigebiete zu fortlaufender Anpassung und Umdenken in Bezug auf die Pistenbearbeitung. Dies ist zwangsläufig mit Herausforderungen verbunden, welche neue und innovative Lösungsansätze erfordern. Es gilt schlussendlich, den aufwändig produzierten Kunstschnee zu einer möglichst perfekten Piste für Wintersportler zu formen. Die Firma Zaugg AG Eggiwil hat mit einem Eiskratzer für Pistenraupen einen Weg gefunden, diesen Prozess wesentlich zu optimieren und effizienter zu gestalten. Der erfolgreiche Einsatz des Eiskratzers für die Pistenbearbeitung während des internationalen Ski Weltcups in Adelboden ist zweifelsohne ein nennenswerter Beleg dafür. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Kunden und der hohen Flexibilität von Herstellerseite, konnte ein Gerät erschaffen werden, welches genau auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt ist. Samuel Oester, Pistenchef der Tschentenalp-Bahnen im schweizerischen Adelboden, berichtet über seine Erfahrungen mit dem Einsatz der Zaugg-Innovation.
Schneedepot soll optimal genutzt werden
Seit einigen Jahren wird auf der Tschentenalp das sogenannte Snowfarming – das Anlegen von Schneedepots – betrieben, wobei sich im unteren Teil des über den Sommer gelagerten Schnees eine harte Eisschicht bildet. Problem hierbei ist, dass diese mit dem Standard-Schild der Pistenraupe nicht gebrochen werden kann oder zu enormem Verschleiß an der Maschine führt. Zudem können die großen, ausgebrochenen Brocken nur nach mehrmaligem Bearbeiten mit der Heckfräse in die Piste eingearbeitet werden. „Diese Umstände waren Gründe, weshalb wir uns für die Lösung dieser Problematik an die Firma Zaugg gewendet haben“, sagt Samuel Oester. Das im Emmental ansässige Unternehmen baut bereits Eiskratzer für ihre Schneepflüge, die die Eisschicht nach dem Pflügen brechen und aufrauen. Dadurch kam Samuel Oester die Idee, entsprechendes System auf die Pistenraupe zu adaptieren, um so die Eisschicht zu brechen oder aufzurauen.
Erste vielversprechende Versuche
Auf der Tschentenalp hat man daraufhin bereits im Vorfeld erste Versuche vorgenommen. Bei Zaugg wurden dafür die Meissel des Eiskratzers bestellt und an ein bestehendes Schild angeschweißt. „Der Test hat gezeigt, dass die Idee grundsätzlich funktioniert. Jedoch war ein System erforderlich, um das Schild auch für die konventionelle Pistenbearbeitung einsetzen zu können, ohne dass dabei das ganze Schild ausgetauscht werden muss“, führt Samuel Oester weiter aus. Weiter wurde festgestellt, dass die Aufreißtiefe mit der Verstellung des Schnittwinkels dosiert werden kann. Dies ermöglichte ein gleichmäßiges Aufreißen und Abtragen der Piste und der vereiste Schnee wurde in eher kleine Brocken zerkleinert. Eine Vergleichsfahrt mit originalem Schild an derselben Stelle zeigte, dass teils sehr große Brocken hervorgerissen wurden und auch die Aufreißtiefe nicht fein eingestellt werden konnte. Die Erklärung dafür liefert die Geometrie des Schildes, welches beim Vorkippen zu aggressiv wird und durch unkontrolliertes Abtauchen die Piste beschädigt.
Universales System zum Räumen und Eiskratzen
Anschließend wurden die entsprechend gewonnen Erkenntnisse mit der Firma Zaugg AG Eggiwil geteilt und zusammen nach einer Lösung gesucht. Entstanden ist daraus ein universales System, welches einerseits als reiner Eiskratzer oder andererseits wie das originale Räumschild eingesetzt werden kann. In Adelboden ist man mit dem Ergebnis sehr zufrieden und glücklich über die Effizienzsteigerung. „Der Umbau ist innerhalb einer halben Stunde erledigt, also erzielen wir eine deutliche Zeitersparnis“, rühmt Samuel Oester abschließend das System.
Erschienen in zek KOMMUNAL Ausgabe 1/2024
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