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Auf das Beste hoffen, auf das Schlimmste vorbereitet sein5 min read

14. Jänner 2025, Lesedauer: 5 min

Auf das Beste hoffen, auf das Schlimmste vorbereitet sein5 min read

Lesedauer: 5 Minuten

Hochwasserereignisse nehmen zu, aber nicht jedes Hochwasser ist gleich. Hochwasserschutzkonzepte müssen an die spezifischen Bedürfnisse vor Ort und die jeweiligen Budgets angepasst werden können. Unter Berücksichtigung des Zivil- und Umweltschutzes werden die vielseitigen Hochwasserschutzsysteme des bayerischen Stahlwasserbauexperten Muhr für die unterschiedlichsten Anforderungen gebaut.

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Muhr installierte ein stationär-mobiles Hochwasserschutz-System zum Verschluss von drei Straßenquerungen im oberösterreichischen Schärding. Die aufgestellte Schutzwand im Bild hat eine Höhe von 3,4 m.
© Muhr

Fluss- und Küstenregionen, beides traditionelle Lebensräume des Menschen, haben sich durch die Besiedlung zunehmend verändert. Flussbegradigungen und -verengungen, die Bebauung von Überschwemmungsgebieten sowie die Rodung und Versiegelung von Grün­flächen reduzieren die notwendigen Pufferzonen – in einem solchen Ausmaß, dass Unwetterereignisse immense wirtschaftliche Schäden sowie eine ­Gefahr für Leib und Leben verursachen. 20 Millionen Menschen sind laut der Weltorganisation für Meteorologie, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, von Überschwemmungen bedroht, wobei die damit verbundenen Schäden Kosten von fast 80 Milliarden US-Dollar verursachen. In vielen Fällen ist es möglich, sich auf Katastrophenfälle durch Hochwasser vorzubereiten. Kommunen sind gut beraten, aus dem zu lernen, was sie in der Vergangenheit vernachlässigt haben, und Konzepte einzuführen, die helfen, zu verhindern, was verhindert werden kann. Ein System, bei dem alles ineinandergreift Das oberbayerische Unternehmen Muhr, dessen Wurzeln in der Mühlentechnik liegen, ­verfügt über 60 Jahre projektbezogene Kompetenz im Umgang mit Wasser. Als Spezialmaschinenbauer führt das Unternehmen sowohl kleine als auch große Projekte nach dem ­gleichen Prinzip durch: Die durchdachten Konzepte sind individuell auf die Situation vor Ort abgestimmt. Dafür führt Muhr statische Berechnungen, Standsicherheitsnach­weise, Sondervorschläge, Konstruktionser­stellungen, Maß- und Kostenberechnungen, Kon­struktionszeichnungen, Detaillösungen, Bauüberwachung, Beratung/Unterstützung von Planungsbüros, Dokumentationen und Schulung durch. „Je besser ein System konzipiert ist, desto reibungsloser läuft es auf der Baustelle“, berichtet Marko Knežević, Projektleitung Hochwasserschutz bei Muhr, aus seiner Erfahrung. Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen. Bei der mobilen Gefahrenabwehr geht es um Schnelligkeit, eindeutigen Einsatz, das nahtlose Ineinandergreifen der Komponenten und höchste Zuverlässigkeit. „In der Beratung und Planung führen wir eine kompetente Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Unsere Kunden erwarten maßgeschneiderte, durchdachte Lösungen und eine gründliche Schulung vor Ort – damit sie bestens vorbereitet sind.“

Stadt Schärding / Eggertsberger Alois
Land unter in Schärding: Bilder, die mithilfe des 2021 installierten Hochwasserschutzes glücklicherweise der Vergangenheit angehören.
© Stadt Schärding / Eggertsberger Alois

 

Schärding
Schärding wurde aufgrund seiner Lage direkt am Inn wiederholt von Hochwasserkatastrophen heimgesucht.
© Stadt Schärding

Hochwasser in Schärding
Ein maßgeschneidertes Projekt zur Hochwasserprävention setzte Muhr im oberösterreichischen Schärding um. Da die Stadt direkt am Inn liegt, ist sie immer wieder von Hochwasser betroffen. Überschwemmungen sind mit Abstand die häufigste Form von Naturkatastrophe im östlichen Alpenraum und werden zum Großteil durch Schmelzwasser im Frühling oder Starkregen verursacht. Schärding blickt auf eine traurige Historie von Flutkatastrophen zurück. Besonders gravierend war die „Jahrtausendflut“ von 1501, welche über zehn Tage hinweg Tod und Verwüstung mit sich brachte. Im Jahre 1830 kam es zu einem heftigen Eisstoß – ein Phänomen, das durch Wärmeeinbrüche in kalten Wintermonaten ausgelöst wurde und heutzutage kaum noch existiert. Hier waren die Schäden und Opferzahlen besonders groß, da die Wucht des Eisstoßes Brücken und andere Bauwerke mit sich riss. Diese Eishochwasserkatastrophe gilt als die schlimmste Überschwemmung, die je in Österreich verzeichnet wurde. Das größte Hochwasser des 20. Jahrhunderts in der Gegend rund um Schärding wurde im Juli 1954 verzeichnet, als besonders intensive Niederschläge die heimischen Bäche und Flüsse rasch ansteigen ließen. 2002 schlug ein Doppelhochwasser mit sintflutartigen Regenfällen gleich zweimal zu, einmal im März und einmal im August. Mehrere Orte in der Region waren von der Außenwelt abgeschnitten, Katastrophenalarme ertönten und zahlreiche Gebäude wurden von den Fluten zerstört. Die mächtigste Hochwasserkatastrophe seit 1954 hat in der Zeit von 31. Mai bis 5. Juni 2013 mit einem Pegelhöchststand von 10,57 Meter enormste Schäden im Stadtgebiet angerichtet. Es waren überaus dramatische und höchst bedrohliche Momente, die sich in den betroffenen Stadtteilen ereigneten. Während des gesamtes Hochwassereinsatzes waren mehr als 120 Feuerwehren, mehrere Kompanien des Bundesheeres und weitere 3.643 Einsatzkräften im Einsatz. Heute gibt es zahlreiche Projekte, welche die Stadt Schärding vor Hochwasser schützen, wie etwa Entwässerung, Schutzbauwerke, Landschaftsplanung und die 2021 fertig gestellte Hochwasser-Schutzmauer.

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Die Ankerplatte ist ein Einbauteil, das flächenbündig in das Fundament integriert ist. Sie stellt eine kraftschlüssige Verbindung der Mittelstütze mit dem Fundament sicher.
© Muhr
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Je besser ein System konzipiert ist, desto reibungsloser funktioniert es vor Ort. Bei einem Einsatz muss jeder Handgriff sitzen, es geht um Schnelligkeit, Eindeutigkeit im Einsatz, nahtloses Ineinandergreifen der Komponenten und höchste Zuverlässigkeit.
© Muhr

Stationär-mobiles Hochwasserschutz-System seit 2021 in Kraft
Für die Planung, Produktion und Inbetriebnahme eines stationär-mobilen Hochwasserschutzsystems vertraute Schärding der Expertise der Stahlwasserbauexperten von Muhr. Der umfangreiche Hochwasserschutz führt zum Verschluss von drei Straßenquerungen, was einem Gesamtausmaß von ca. 115 m² entspricht. Das in Schärding eingesetzte mobile Hochwasserschutzsystem aus Dammbalken besteht aus zwei Hauptkomponenten: Den Dammbalken als Ausfachungselement und den Mittelstützen als Pfostenelement. Im Hochwasserfall werden zunächst die Mittelstützen antransportiert und sukzessive entlang der Hochwasserverteidigungslinie montiert. Anschließend werden die Dammbalken in die Felder zwischen die Mittelstützen eingestapelt. Die Ankerplatten mit in­tegrierten Innengewindehülsen dienen als Verbindungs- und Kraftübertragungselement zwischen mobiler Mittelstütze und Fundamentkonstruktion. Die Ankerplatten sind permanent fix in die Gründungskonstruktion eingebaut. Die Mittelstützen werden durch Einsatzschrauben kraftschlüssig mit den ­Innengewindehülsen verbunden. Um aus den vielen einzelnen übereinanderliegenden Dammbalken eine ausreichend dichte Wandebene zu erzeugen, werden diese mit Hilfe eines Anpressteils von oben nach unten verpresst. Dieser vertikale Anpressdruck sorgt für ein gutes Anliegen der Dammbalkendichtungen, sowie ein gutes Verpressen der Bodendichtung am untersten Dammbalken hin zur Boden­oberfläche. Mit dem Zusammensetzen der vier Bauteile Mittelstützen, Schrauben, Dammbalken und Anpressteil werden mobile Hochwasserschutzwände beliebiger Länge und von Höhen bis über 2 m gebaut. In Schärding sind die drei Schutzwände zwischen 3,4 und 4,6 m hoch. Dank dieser schnell installierten Barrierewände als Schutzmaßnahme gehören in Schärding Hochwasserereignisse glücklicherweise künftig der Vergangenheit an.

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Standorte der drei Hochwasserschutzbarrieren an strategischen Stellen in der Lutzbucht und entlang der Pram, die in den Inn mündet.
© Muhr

Erschienen im Hochwasserschutz-Spezial Dezember 2024

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