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70 Jahre TRM – Ein Tiroler Traditionsbetrieb feiert Jubiläum5 min read

28. Juni 2017, Lesedauer: 4 min

70 Jahre TRM – Ein Tiroler Traditionsbetrieb feiert Jubiläum5 min read

Lesedauer: 4 Minuten

Gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft, mit Familie und Freunden und mit langjährigen Wegbegleitern feierte TRM – Tiroler Rohre GmbH am 19. und 20. Mai den 70. Geburtstag.

Im gediegenen Rahmen wurde am Produktionsstandort in Hall an die Wurzeln des Unternehmens kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. Aber auch die jüngere Geschichte des Unternehmens, das Rohre aus duktilem Guss sowie universell einsetzbare Pfahlsysteme für den Tiefbau produziert, stand im Fokus. Dank des heutigen Eigentümers, Max Kloger, befindet sich das Unternehmen mit seinen mehr als 200 MitarbeiterInnen seit 2013 wieder in Tiroler Hand und schreibt seither wieder ein Erfolgskapitel nach dem anderen.

Die Ursprünge von TRM sind untrennbar mit einem Namen verbunden: Dipl.-Ing. Guido Holzmeister. Der Sohn des berühmten österreichischen Architekten Clemens Holzmeister war 1946 von Zürich, wo er an der ETH studiert hatte, nach Wien gefahren, beschreibt sein Wegbegleiter Werner Zimmermann in seinem Werk „70 Jahre Tiroler Rohre – 1947 – 2017“. Angesichts der enormen Zerstörung der bestehenden Infrastruktur in Österreich sah der junge Clemens Holzmeister Handlungsbedarf. In Wien erkundigte er sich, ob es denn keine eigene Rohrproduktion in Österreich gäbe. Nachdem sich herausstellte, dass die dringend benötigten Rohre aus Frankreich importiert werden mussten, war die Idee geboren: Österreich braucht ein eigenes Röhrenwerk. Als Standort schien Tirol geeignet. Zum einen weil die Financiers einen Standort im Westen, weit entfernt von der russischen Besatzungszone, zur Auflage machten und zum anderen, da man mit dem Achenseekraftwerk die erforderliche Energie für den Betrieb bereitstellen konnte. Unter tatkräftiger Initiative von Holzmeister gelang es schließlich, das Unternehmen aus der Taufe zu heben. Am 14. März 1947 wurden die Gründungsprotokolle unterzeichnet.

Ein schwieriger Beginn
Nachdem die Werksgebäude, die von Clemens Holzmeister geplant wurden, errichtet waren, konnte 1949 mit der Erzeugung der ersten gusseisernen Rohre begonnen werden. Bereits wenige Monate später begann man mit der Entwicklung von Gusseisen mit Kugelgraphit, 1950 war somit die Geburtsstunde des Sphäro-Guss, der in der Folge immer weiter verbessert wurde. 1953 verfügte das Werk in Hall bereits über den größten elektrisch beheizten Rohr-Glühofen Europas. Anfang der 1960er erfolgte schließlich die schrittweise Umstellung der Schleudergussdruckrohre von Grauguss auf Sphäroguss. Es war die Zeit, in der duktile Gussrohre aus Tiroler Herstellung mehr und mehr im Wasserkraftwerksbau eingesetzt wurden.
Wie in den Jahren zuvor wurden weiterhin viel Geld und viel Energie in die Weiterentwicklung des Produktes sowie der Produktionsmethoden investiert. Anfang der 1970er wurde der Bau einer neuen Schmelzanlage beschlossen, mit 40 Mio. Schilling war es das größte Investitionsvorhaben seit der Unternehmensgründung.

Erfolgreich jenseits der Grenzen
Das Unternehmen sorgte mittlerweile für Schlagzeilen, nicht nur in Österreich. Besonders stolz war man auf einen Auftrag auf der Mittelmeerinsel Malta. Werner Zimmermann beschreibt in seinem Buch, wie mittels TRM-Gussrohrsystemen die Wasserversorgung im wasserärmsten Land der Welt markant verbessert werden konnte. 1980 gab es, so Zimmermann, auf ganz Malta keine einzige Wasserleitung. Das Wasserversorgungssystem beruhte auf Zisternen, die in den Wintermonaten gefüllt wurden. „Nur etwa 20 % des Niederschlags konnten genutzt werden, alles Übriges versickerte in dem porösen Kalkgestein bzw. floss wieder ins Meer“, so der Autor der Firmenbiografie. Die erste Wasserleitung auf Malta wurde bei der Hauptstadt Valetta 1981 errichtet. Federführend verantwortlich von der Planung bis zur Inbetriebnahme: die Tiroler Röhrenwerke. In einem 60-80 cm tiefen Rohrgraben wurden die Rohre ohne spezielle Krümmer verlegt. „Für Malta war der Bau dieser ersten Wasserleitung ein historisches Ereignis und erfüllte auch uns von der TRM mit Stolz“, so Zimmermann.
Zu dieser Zeit wurden in Hall weitere technische Fortschritte erzielt. So wurde 1982 ein Kanalrohrsystem aus duktilem Guss entwickelt, außerdem erfolgte die Einführung der Zementmörtelauskleidung bei Rohren für die Wasserversorgung.

Technische Weiterentwicklung
Ein weiterer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte wurde 1986 mit einem Produktprogramm für Beschneiungsanlagen sowie mit der ersten Produktion von duktilen Pfählen erreicht. Zehn Jahre später, 1996, folgte die Einführung der Polyurethan-Deckbeschichtung und die Spritzverzinkung mit 200 g/m2 Zink für Rohre. Damit war das Ende des Bitumenanstrichs gekommen. Nach dem Sprung ins neue Jahrtausend folgten weitere bedeutsame Weiterentwicklungen bei TRM: So wurde 2001 der elektrisch beheizte Rohrglühofen durch einen leistungsstärkeren gasbeheizten Rohrglühofen ersetzt. 2003 wurde die mittlerweile höchst bewährte VRS-Tiroflex-Verbindung eingeführt. 2010 folgte schließlich die Entwicklung und Inbetriebnahme der modernsten Rohrschleuderanlage der Welt. Zuletzt wurde 2015 der selbstentwickelte, zweiteilige Prüfstand für Rohre und Pfähle in Betrieb genommen.
Parallel zu den technischen Weiterentwicklungen durchlebte das Tiroler Traditionswerk über die Jahrzehnte wirtschaftlich bewegte Zeiten. Gerade die letzten Jahrzehnte waren bis 2013 geprägt durch mehrfachen Eigentümerwechsel, was für manch Unsicherheit in der Standortgemeinde gesorgt hatte.

Rückschau und Aufbruchstimmung
Die Unsicherheit war begründet. Als 2013 die Schließung des Werks entsprechend den Absichten eines Finanzinvestors aus Wien drohte, traten zwei Männer auf den Plan, die das Unternehmen retten sollten: Max Kloger, bereits zuvor im Vorstand für das Unternehmen tätig, sowie BTV-Bankchef Peter Gaugg. Mithilfe von Peter Gaugg und der Hausbank BTV gelang es Max Kloger zusammen mit seiner Frau Karin, das Unternehmen in Form eines Management-Buy-Outs zu kaufen. Der Firmenname wurde kurzerhand wieder in Tiroler Rohre GmbH – kurz TRM – geändert. Das Traditionsunternehmen war nun wieder in Tiroler Hand. Mit Max Kloger zog auch ein neuer Führungsstil ein. Flexibel, immer offen für Neues und bereit für Veränderungen kreierte er eine neue Führungskultur, die alte hierarchische Strukturen aufzubrechen begann und den Menschen als das wichtigste Kapital in den Mittelpunkt rückte. Die Erfolge sollten Max Kloger recht geben. Die Zahlen belegen sehr gute Ergebnisse, eine deutliche Erhöhung der Produktionsmenge sowie ein kontinuierlicher Ausbau des Mitarbeiterstammes. Gründe genug, dass TRM in jüngster Zeit unter der neuen Führung gleich drei hochkarätige Auszeichnungen entgegennehmen durfte. So durfte man sich in diesem Jahr bereits über die Auszeichnung zum Tiroler Traditionsbetrieb freuen – außerdem über den Top Company Award für den Bereich Mitarbeiterzufriedenheit. Nun, im Rahmen der 70-Jahr-Feier, nahm Max Kloger auch die Auszeichnung zum Leitbetrieb Österreich entgegen. Die stimmungsvolle Feier stand dabei einerseits im Zeichen einer Rückschau, anderseits war der Blick aber merklich nach vorne gerichtet. Es herrscht Aufbruchstimmung bei TRM. Zurecht darf man zuversichtlich in die Zukunft blicken. Wichtige Weichen wurden gestellt.

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