Abwassertechnik

Würzburg testet Einzelrohr-Lining5 min read

23. März 2016, Lesedauer: 4 min

Würzburg testet Einzelrohr-Lining5 min read

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Mit dem Anwachsen der Bevölkerung von Würzburg musste das Abwasserkanalnetz mithalten. Für die Erneuerung des Hauptsiels 1 mittels GFK-Einzelrohr-Lining wurde Aarsleff Rohrsanierung beauftragt.

 

Die bayerische Universitätsstadt Würzburg liegt direkt an der Bundeswasserstraße Main. Das Abwasser der knapp 125.000 Einwohner wird durch ein rund 540 km langes und über die Jahrhunderte gewachsenes Kanalnetz zum Klärwerk in die Mainaustraße geleitet und dort wieder aufbereitet. Die Menge summiert sich jährlich auf etwa 22 Millionen Kubikmeter. Damit diese komplexe unterirdische Infrastruktur funktioniert, muss das Netz ständig gereinigt, inspiziert, gewartet und gegebenenfalls saniert beziehungsweise erneuert werden. Im Rahmen der Eigenüberwachungsverordnung überprüft der Entwässerungsbetrieb der Stadt Würzburg (EBW) regelmäßig die Kanäle im städtischen Netz. Dabei wurden auch Schäden im Hauptsiel 1, dem wichtigsten Zulaufkanal zur Kläranlage, festgestellt. Entlang des Siels befinden sich auch Regenentlastungsanlagen. Zusätzlich zu den Hausanschlüssen und Straßeneinläufen sind hier weitere große Zulaufkanäle angeschlossen. Das gemauerte Hauptsiel misst B/H 1400/2250 mm: Aufgrund seiner abweichenden Standardabmessungen für Eiprofile handelt es sich um ein Sonderprofil.

Der Sammler und die dazugehörigen Schachtbauwerke sind in Teilbereichen über 100 Jahre alt. Das festgestellte Schadensbild umfasste insbesondere Korrosion des Fugenmörtels, Undichtigkeiten und Fremdwassereintritt, was durch die unmittelbare Nähe des Mains begünstigt wurde. Die Abzweige bzw. Formstücke für die Belüftung waren oftmals gerissen. In der Sohle des Hauptsiels sowie an den Bauteilen, die nur zeitweise überströmt wurden (Scheitelbereich, Wandung in Schachtbauwerken) befanden sich Ablagerungen.

Mit der Planung und Bauüberwachung der Ertüchtigung des Hauptsiels beauftragte der EBW das Ingenieurbüro „Planung­schmiede“ aus Würzburg. Daraufhin wurde das Einzelrohr-Lining-Verfahren ausgeschrieben. Die Ausschreibung umfasste folgende Leistungen: Sanierung des Hauptsiels auf einer Länge von ca. 875 Metern mit werksseitig hergestellten GFK-Rohren 2110/1260 mm einschließlich der Kalibrierung, Wasserhaltung, der Gerinnewiederherstellung und Angleichung in den angrenzenden Schächten, der Sanierung von Anschlussleitungen bzw. die Erneuerung der Sinkkästenanschlüsse. Den Angebotszuschlag mit einem Volumen von ca. 3 Millionen Euro erhielt die Zweigniederlassung Nürnberg der heutigen Aarsleff Rohrsanierung GmbH.

Mit den Tiefbau- und Aushubarbeiten bis auf Kämpferhöhe beauftragte der EBW das Spezialtiefbauunternehmen Harald Gollwitzer GmbH aus Floß, welches auch die Einbringgrube für die GFK-Kurzrohre soweit herstellte, dass Aarsleff lediglich noch die Haube des Eiprofils in Eigenregie entfernen musste. Die im Bohrpfahlverbau hergestellte Grube wird nach der Sanierung des Hauptsiels für den zu errichtenden Stauraumüberlauf genutzt – dementsprechend ist die Größe dem künftigen Überlaufbecken angepasst. Die Sanierung des 875 Meter langen Sanierungsabschnittes hatte nur von dieser einen Baugrube aus zu erfolgen, so dass die GFK-Profile von hier aus in beide Richtungen eingebracht wurden.

Vor den Tiefbauarbeiten und der Erneue­rung der Sinkkästenanschlüsse in offener Leitungsverlegung bzw. durch Rohrvortrieb vom Hauptkanal aus, kam zunächst der Scan des Altprofiles zur Ausführung. Das durch eine Kalibrierung entstandene dreidimensionale Abbild des Altkanals bildete die Grundlage für den Rohrverlegungsplan. Die Länge der Rohre richtete sich nach der örtlichen Gegebenheit. Die maximale Länge wurde durch die Größe der Einbaugrube bzw. der Kurven des Kanals beschränkt. Die kurzen Längen benötigte man in Krümmungsbereichen. Im Innenradius stoßen die Elemente aneinander, im Außenradius werden die Muffen mit UP-GF Handlaminat verbunden. Darüber hinaus wurden bei den Rohrlängen die Lage der Anschlussleitungen berücksichtigt, damit kein Zulauf direkt im Rohrmuffenumfeld anzubinden war.

Aarsleff hatte hiermit die Hobas Rohre GmbH beauftragt. Im firmeneigenen Werk in Trollenhagen startete die Produktion der GFK-Module DI 1260/2110 mm, max. DA Soll 1330/2180. Als erster Schritt musste hier zunächst ein Wickelkern produziert werden. Auf diesen, nach den Abmessungen des Sondereiprofils hergestellten Kern wurde später das glasfaserverstärkte Kunststoff-Gemisch in einer speziellen Wickeltechnik aufgetragen. Für die 875 m lange Sanierungsstrecke benötigte man insgesamt 401 einzelne Profile in Längen von 1,00 bis 2,35 Metern und mit einer Wanddicke von 25 mm tragend, zuzüglich innerer und äußerer Schutz- bzw. Verschleißschichten.

Obwohl der Zeller Bock, die Verbindungsstraße Zell am Main nach Würzburg, gesperrt war, ging man von einem hohen Verkehrsaufkommen aus, denn im Stadtteil Zellerau, in dem die Bauarbeiten stattfanden, befinden sich zahlreiche Gewerbebetriebe. Das Baufeld selber, im öffentlichen Straßenbereich der Mainaustraße gelegen, bot außerdem nur sehr eingeschränkte Lagermöglichkeiten. Daher war es unabdingbar, dass die Abstimmung zwischen Aarsleff und Hobas bezüglich Anlieferung, Lagerung und Einbau der GFK-Rohre verlässlich und reibungsarm funktionierte.

Da der Einbau der GFK-Rohre von nur einer sogenannten Einbringgrube aus erfolgte, mussten 342 Meter gegen Fließrichtung und 533 Meter in Fließrichtung installiert werden. Analog zum Baufortschritt wurden die GFK-Profile von Hobas angeliefert und auf dem beengten Baufeld kurzzeitig zwischengelagert. Waren sie laut Verlegungsplan an der Reihe, nahm ein kleiner Kran die GFK-Elemente auf und ließ sie in die Einbaugrube ab. Dort wurden sie durch einen Fahr- und Hubwagen aufgenommen und zum Einbauort transportiert. Der „Rohrshuttle“ wurde speziell für diese Baumaßnahme – unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Profils und der Erfahrungen aus ähnlichen Baumaßnahmen – durch Aarsleff konstruiert bzw. angepasst.

Alle in Funktion befindlichen Zuläufe und sämtliche durchfahrene Schächte und Schachtbauwerke wurden mittels UP-GF Handlaminat angebunden und laminiert. Ebenfalls laminiert wurden die Muffenverbindungen in den Bögen, wenn der Muffenspalt zu groß war, sowie die Schachtunterteile bis ca. 1 m über Einstauhöhe. Steig­eisen­gänge ersetzte man durch Leitern aus Edelstahl sowie Einstieghilfen/ -hülsen. Ferner wurden die verbliebenen sanierungsbedürftigen – nicht durch Rohrvortrieb bzw. offene Leitungslegung erneuerten – Sinkkästenanschlüsse mittels Schlauchlining-Verfahren saniert.

Herr Bergmann, Verantwortlicher beim EBW, kommentierte nach Abschluss der Baumaßnahme: „Die ausgeführten Leistungen erfolgten termingerecht und kostenkonform und auch hinsichtlich der technischen Umsetzung sind wir sehr zufrieden. Insbesondere die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Bauleiter Stephan Vohl und Kolonnenführer Torsten Haring möchte ich hierbei hervorheben. Die Ergebnisse der externen Qualitätsprüfungen haben bestätigt, dass die Wahl des GFK-Einzelrohr-Lining für die Sanierung des Hauptsiels 1 die richtige Entscheidung war. Grundsätzlich würden wir diese Verfahren wieder ausschreiben.“

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