Waldreiches Walding: Mühlviertler Gemeinde nutzt natürliche Ressourcen für neue Biomasseanlage4 min read
Lesedauer: 3 MinutenDer Ortsname lässt es bereits vermuten: Die Mühlviertler Gemeinde Walding verfügt über beachtlichen Waldreichtum. So ist es nur logisch, dass die Idee einer nachhaltigen Wärmeversorgung durch Biomasse verfolgt wurde
– das geschah mit Engagement der ortsansässigen Bauern.
Holz gibt es reichlich in Walding – schon der Ortname weist darauf hin, dass die Mühlviertler Gemeinde besonders waldreich ist. Doch nicht nur der Wald wächst kontinuierlich – jedes Jahr wächst mehr Holz nach als genutzt wird – sondern auch die Urbanisierung. Durch die Stadtnähe zu Linz sowie eine hervorragende Infrastruktur steigt die Bevölkerungszahl laufend an und Wohnraum ist gefragt. 76 neue Miet- und Eigentumswohnungen werden in den kommenden beiden Jahren durch Wosig, Neue Heimat und EGW auf einem Grundstück in Ortsnähe errichtet werden. Bislang war in Walding bei fast allen Objekten Gas das bevorzugte Mittel zur Beheizung. Derweil wachsen im Gemeindegebiet hölzerne Energiereserven – doch um diese zu nutzen brauchte es schließlich noch den Einsatz der hiesigen Landwirte. Sechzehn engagierte Bauern, rund um Johann Zauner und Manfred Greiner, haben sich in Walding zusammengefunden und die Idee eines Biomasseheizwerkes verfolgt. Professionelle Unterstützung holte man sich mit dem Biomasseverband OÖ gleich zu Beginn mit ins Boot. Der Verband begleitete das Projekt von den ersten Gesprächen mit den Abnehmern, bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung, der Grundstückssuche bis hin zur Einreichung und technischen Planung der Anlage. Mit der Bioenergie OÖ wurde auch eine Betreiberform gewählt, die die Regionalität und die Landwirte vor Ort bestmöglich unterstützt. Die ortsansässigen Bauern liefern regionale Biomasse und betreiben das Heizwerk.
Wärmenetz auch für künftige Anwohner
Zuerst mussten jedoch einige Vorbehalte der Wohnbauträger ausgeräumt werden. Denn Voraussetzung zur Umsetzung war, dass alle drei Wohnbauträger an das Biomassenahwärmenetz anschließen. Die anfängliche Skepsis verflog aber nach konstruktiven Gesprächen zwischen aller Beteiligten inklusive Bürgermeister Johann Plakolm und Biomasseverband. Vor allem die preisliche Gestaltung ist bei den aktuellen niedrigen Preisen für Gas eine große Herausforderung und erforderte eine sparsame Bauweise und einen effizienten Betrieb. Ein besonders positiver Aspekt für die weitere Entwicklung des Ortes: Durch die Positionierung des Heizwerks in einem Gebiet mit Bauerwartungsflächen und dem angeschlossenen Nahwärmenetz kann nun interessierten Bauträgern oder privaten Käufern eine weitere wichtige Infrastruktur bereitgestellt werden.
Hochwassersicherer Bau
Nachdem es zu einer Einigung gekommen war, konnte mit der Detailplanung sowie der Einreichung des Projektes bei der Bau- und Gewerbebehörde begonnen werden. Baulich mussten die örtlichen Gegebenheiten beachtet werden – bei dem bebauten Grundstück handelt es sich um Überschwemmungsgebiet. „Der gesamte Bau musste 30 cm über dem vorhandenen Niveau ausgeführt werden“, berichtet Ing. Daniel Paleczek vom Biomasseverband OÖ, der für die Planung und Projektbetreuung verantwortlich zeichnet.
Ausfallsicherheit garantiert
Seitens der Abnehmer gab es zunächst Bedenken vor allem hinsichtlich der Betriebssicherheit – welche einerseits durch die unmittelbare Verfügbarkeit der Energiequelle zerstreut werden konnte. Andererseits durch technische Überlegungen, die einen Ausfall unwahrscheinlich machen. Bei der Biomasseanlage handelt es sich nämlich um eine Doppelkesselanlage des oberösterreichischen Herstellers Fröling, die Kessel können unabhängig voneinander betrieben werden. Was auch den Vorteil eines effizienten Sommer- wie auch Winterbetriebs hat. Die Anlage ist mit einer automatischen Zündung ausgestattet und wird je nach Wärmebedarf betrieben. Ebenfalls sind alle Pumpen in doppelter Ausführung mit automatischer Umschaltung im Störfall ausgeführt. Ein Pufferspeicher gewährleistet eine maximale Ausfallsicherheit, zusätzlich wird dadurch der Lastverlauf geglättet. Um die Leistungsspitzen im Fernwärmenetz sowie bei den Biomassekesseln zu reduzieren, wurden nicht nur bei der Fernwärmeanlage sondern auch in den Gebäuden der Abnehmer Pufferspeicher installiert. Dadurch konnten die notwendigen Leistungen gesenkt und somit auch ein Kostenvorteil erarbeitet werden. Sämtliche Pumpen der Anlage sind Hocheffizienzpumpen mit einem Frequenzumformer, wodurch auch der elektrische Energiebedarf so niedrig wie möglich gehalten werden kann.
Erste Heizsaison pünktlich gestartet
Rund ein halbes Jahr nach dem Spatenstich im April 2018 startete die erste Heizsaison für die Biomasseanlage in Walding. 400.000 Euro betrug die Investitionssumme für das 500 kW leistungsstarke Heizwerk. Dafür werden nun jährlich rund 250 Tonnen CO2 eingespart – was etwa 80.000 Liter Heizöl entspricht. Planer Daniel Paleczek ist positiv überrascht, „dass in einem Gebiet, in dem Gas als fossiler Energieträger vorhanden ist, durch den Willen aller Beteiligten auch erneuerbare Energie zum Einsatz kommen kann.“ Doch das Bewusstsein um eine nachhaltige Wärmeversorgung, die regionale Wertschöpfung und die Unterstützung der Gemeinde machten es möglich.
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