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Ecoguide: Ein Schild, das nachwächst5 min read

18. Oktober 2021, Lesedauer: 3 min

Ecoguide: Ein Schild, das nachwächst5 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Bei der Herstellung von Verkehrszeichen wird häufig Aluminium eingesetzt, das – obwohl wiederverwertbar – bei der Schilder­Produktion einen hohen CO2-Ausstoß verursacht.

Das war für die ITEK Verkehrs- und Beschilderungstechnik GmbH aus Grafenstein in Kärnten Grund genug, über neue umweltfreundliche Verkehrszeichen-Lösungen nachzudenken. Die Produktlinie Ecoguide ist dank des Einsatzes von Bambus und Accoya nachhaltiger und umweltfreundlicher als Aluminium, ohne dabei die gewünschten Eigenschaften von Schildern – wie etwa Langlebigkeit und Stabilität – außer Acht zu lassen.

Egal ob Politik, Umweltschutz oder Hersteller: Alle Welt strebt bei Energieverbrauch und CO2-Ausstoß unablässig eine Reduzierung an. Laut Klimaschutzbericht 2019 betrug die CO2-Emission in Österreich 2018 79 Mio. Tonnen. Bis 2030 muss dieser Wert auf 36,3 Mio. Tonnen reduziert werden. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, braucht es innovative Ideen. So wie jene des Kärntner Unternehmens ITEK Verkehrs- und Beschilderungstechnik GmbH aus Grafenstein. Ein bis dahin nie in Zweifel gestellter Fakt wurde von dem Verkehrstechnikhersteller hinterfragt: Müssen Verkehrsschilder zwingend aus Aluminum produziert werden? Oder gibt es nachhaltigere Alternativen zu dem Material? Denn obwohl Aluminium wiederverwertet werden kann, fällt bei der Produktion ein hoher CO2-Ausstoß an. Das war für die ITEK Verkehrs- und Beschilderungstechnik GmbH Grund genug, über neue umweltfreundliche Verkehrszeichen-­Lösungen nachzudenken. Nach einem Blick über den Tellerrand der westlichen Produktionskonventionen – ohne deren hohe Qualitätsstandards zu vernachlässigen – offenbarte sich ein besonders im asiatischen Bausektor seit langen bewährtes Material als ideal für die Verwendung in der Verkehrstechnik: Bambus.  „Bambus ist die schnellstwachsende Pflanze der Welt. Genau deshalb setzen wir auch auf sie, wenn es um die neueste Generation umweltfreundlicher Verkehrszeichen geht“, erläutert Elke Kaltenhauser, gemeinsam mit ihrem Mann Karl Kaltenhauser geschäftsführend bei ITEK, den Gedanken hinter der neuen Produktlinie Ecoguide. „Der rasante Rohstoff wird unseren höchsten Ansprüchen an Gebrauch, Sicherheit und Härte gerecht, unserem Anspruch an nachhaltigem Umweltschutz sowieso. Denn Bambus ist einer der größten CO2-Fixatoren und wird in umweltschonenden, geprüften Plantagen in nachhaltiger Forstwirtschaft angebaut, geerntet wird in kontrollierten Kleinbauern-Strukturen.“ Die neuen Verkehrszeichen aus Bambus sind überaus flexibel, mit einer Haltbarkeit im Außenbereich von 25 Jahren äußerst langlebig, und werden in den Standardformaten (Dreieck, Ronde, Rechteck/Quadrat) produziert.    

Bambus: CO2-Neutral oder sogar besser    
MOSO, Partner für Bambusprodukte von ITEK, hat den genauen ökologischen Fußabdruck seiner Produkte nach führenden internationalen Standards­  für die Umweltberichterstattung gründlich geprüft. Offizielle LCA-Studien (ISO 14040/44) der Technischen Universität Delft, Niederlande, haben bestätigt, dass alle massiven MOSO-Bambusprodukte über den gesamten Lebenszyklus CO2-neutral sind oder sogar besser. Vergleicht man den CO2-Wert eines herkömmlichen Alu-Schildes mit dem eines Bambus-Schildes, schneidet jenes aus Bambus mit mehr als 10,1 kg Emissionsersparnis mehr als gut ab (CO2-Wert Alu-Schild mit Folie: 16,9 kg / CO2-Wert Bambus-Schild mit Folie: 6,8 kg).  
 
Steher aus Tropenholz-Alternative    
Um ein rundherum nachhaltiges Produkt auf den Markt zu bringen, musste noch eine Lösung für die Steher ausgetüftelt werden. Bei ITEK wollte man konsequent den Gedanken der Nachhaltigkeit weiterverfolgen und fand mit dem Holz Accoya das richtige Material für diese Funktion.  Hierbei handelt es sich um acetyliertes Holz, welches in einem Verfahren der chemischen Holzmodifikation mit Essig­säureanhydrid behandelt wurde, um die ­Besiedlung durch holzzerstörende Pilze oder Insekten zu erschweren und so seine gebrauchstaugliche Einsatzdauer im Außenbereich zu verlängern. Dadurch erreicht das aus nachhaltigem Anbau in ­Neuseeland stammende Weichholz die Widerstandsfähigkeit und Maßhaltigkeit hochwertiger tropischer Harthölzer, ohne auf den begrenzten Nachschub an zertifizierten langsam wachsenden tropischen Harthölzer, die sich für die Verwendung im Freien eignen, angewiesen zu sein. Zur Herstellung von Accoya werden hauptsächlich schnell wachsende Arten wie Radiata-Kiefer verwendet. Es kann dort ­eingesetzt werden, wo früher nur nichtnachhaltige Materialien zum Einsatz kamen.  Die TÜV-­geprüften Holzsteher aus Accoya übernehmen ihre tragende Rolle für lange Zeit: Die Haltbarkeit beträgt im Außenbereich über Tage 50 Jahre und unter Tage (im Boden verbaut) 25 Jahre.    

Beachtliches Einsparpotenzial    
Bei geschätzten 400.000 Stück Verkehrszeichen, die pro Jahr produziert werden, beträgt das Einsparpotenzial rund 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Und das nur mit Schildern. Rechnet man noch das mögliche Einsparpotenzial von Stehern und Laschen hinzu, könnten die Werte um ca. 10.000 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Auf 10 Jahre hochgerechnet ergibt das immerhin eine Reduktion von 100.000 Tonnen.     

Seit 2011 umweltfreundlicher Digitaldruck     
Mit der Entwicklung der Ecoguide-Schilder bleibt man bei ITEK einem bereits vor längerer Zeit eingeschlagenen, nachhaltigen, Weg treu. Denn der Verkehrszeichenhersteller produziert bereits seit 2011 Straßenschilder im ­Digitaldruck-Verfahren des Technologie­-Konzerns 3M: modern, emissionsfrei und umweltfreundlich. Das Folien-Farb-System setzt auf mikroprismatische Basisfolien, bei denen der Abfall in der Produktion, der Energieverbrauch und die Emissionen von Lösungsmittel erheblich geringer sind als bei vergleichbaren Glasperlenfolien, die in herkömmlicher Herstellung zum Einsatz kommen. Darüber hinaus enthalten die mikro­prismatischen Basisfolien keinerlei Alu­mini-i um. Durch die software-gestützte Berechnung werden die Verkehrszeichen optimal auf der Folienfläche verteilt, sodass weniger Verschnitt entsteht. Das reduziert erheblich die Entstehung von Abfällen (-46 Prozent Produktionsabfälle). Dank einer computergesteuerten Druckmaschine gibt es beträchtliche Farbeinsparungen gegenüber dem Siebdruck – Farbe kommt nur zum Einsatz, wo diese auch benötigt wird. Willkommener Nebeneffekt: Der im Vergleich zum Siebdruck auf ein Minimum reduzierter Anteil an Lösungsmittel (-97 Prozent) beim Digitaldruck erlaubt eine schadstofffreie Produktion. Dank einer glatten, homogenen Oberfläche werden Ablagerungen von Schmutz und Ansatzpunkte sowie Beschädigungen durch Vandalismus deutlich reduziert. Daraus ergeben sich wesentliche Vorteile: Die Funktionsdauer der Beschilderungen wird erheblich gesteigert und die Retroreflektion – besonders relevant für die Verkehrssicherheit – wird auf lange Zeit hin gewährleistet.

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