Wärme- & Energieversorgung

Biomasse-Fernwärme in Völkermarkt sorgt für warme Häuser und reibungslosen Betrieb6 min read

4. Oktober 2016, Lesedauer: 4 min

Biomasse-Fernwärme in Völkermarkt sorgt für warme Häuser und reibungslosen Betrieb6 min read

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Saubere und klimaschonende Wärme für Völkermarkt: Innerhalb von sechs Monaten hat die KELAG Wärme GmbH (KWG)ein großes Biomasse-Fernwärmesystem verwirklicht.

Seit Jänner 2016 wird umweltfreundlich geheizt. Stadt wie auch Industrie schätzen die Vorteile der energieeffizienten Wärmeversorgung. So profitieren Privat-, Gemeinde- und Industriekunden gleichermaßen von der kostengünstigen, stabilen und wartungsarmen Beheizung.

Pünktlich zum Höhepunkt der Heiz­saison gingen in der Kärntner Gemeinde Völkermarkt die ersten Gebäude an das Fernwärmenetz der neuen Biomassean­lage – und das nach nur einem halben Jahr Bauzeit. Als eine der wenigen Städte im südlichsten Bundesland Österreichs, die bis zur Realisierung der Anlage noch über kein Fernwärmesystem verfügte, wurde nach der Standort­evaluierung dieser Umstand zügig beseitigt. Treibende Kräfte hinter der raschen Umsetzung der Pläne waren wohl auch die von der umweltschonenden Heiztechnologie begeisterten Kunden. So konnten neben ­Gemeindegebäuden, wie Schulen und kommunale Einrichtungen, Einfamilien- und Mehrparteienhäusern mit den beiden Unternehmen Oberndorfer und WILD auch zwei Großkunden aus der Industrie bereits am Anfang des Jahres 2016 an die Fernwärme angeschlossen werden.

Fernwärme-Nachfrage war gegeben
Die Nachfrage nach Bio-Fernwärme war im Vorfeld sehr groß, viele Groß- und Privatkunden haben sich schon vor der Inbetriebnahme für diese bequeme Art des Heizens entschieden. Zu den wichtigsten Großkunden zählt die Firma WILD GmbH, die mit ihrem Know-how für Optik, Mechanik, Elektronik und Kunststoff europaweit Standards setzt. Genutzt wird die saubere und klimaschonende Wärme nicht nur zum Beheizen des Betriebes: „Neben dem Umweltaspekt ist vor allem die unterbrechungsfreie Wärmeversorgung ein essenzieller Faktor für uns, da wir die von der KELAG Wärme GmbH gelieferte Wärme auch für unseren Produktionsprozess einsetzen, wie etwa beim Lackieren. Hier ist eine konstante Wärmeversorgung ein zwingendes Qualitätskriterium“, sagt Geschäftsführer Josef Hackl von der WILD GmbH. „Oberflächenbehandlungen wie zum Beispiel Speziallackierungen erfordern präzise, konstante Ver­­arbeitungstemperaturen – und das ganzjährig“, führt Hackl weiter aus.

Energiesparender Betrieb
Damit das Beheizen der derzeit etwa 90 Kundenanlagen nicht nur das ganze Jahr konstant, sondern auch möglichst energiesparend erfolgt, haben die KELAG Wärme GmbH und ihre projektbeteiligten Partner mehrere technische Lösungen entwickelt. So wurden für den Sommer- und Winterbetrieb Fernwärmenetzpumpen unterschiedlicher Leis­­­­tung installiert, welche auf den spezifischen Bedarf hin ausgelegt sind und somit einen Pumpenbetrieb mit optimalen Wirkungsgraden gewährleisten. Ein großes Energiesparpotenzial wurde mit der Ausstattung aller größeren elektrischen Antriebe mit Fre­quenzumrichtern ausgeschöpft. Zum Einsatz kamen dabei bewährte Systeme von ABB. Bislang erweist sich der Großteil aller Industriemotoren und deren Regelverfahren als großer Faktor beim elektrischen Eigenbedarf. Mehr noch als Motoren mit hoher Wir­kungsgradklasse bieten Frequenzumrichter zur elektronischen Drehzahlregelung hier ein hohes Energie-Einsparpotenzial, was indirekt auch geringere CO₂- Emissionen zur Folge hat. Gegenüber einer mechanischen oder hydraulischen Regelung haben drehzahlgeregelte Antriebe, zum Beispiel bei Pumpenapplikationen oder bei Antrieben von Ventilatoren, deutliche Vorteile.

Kessel mit stehendem Wärmetauscher
Für energieeffizientes Heizen und einen wartungsarmen Betrieb sorgt auch die Biomasse­kesselanlage vom Kärntner Unternehmen Urbas mit ihrem stehenden Wärmetauscher. Technische Besonderheit ist der hohe Wirkungsgrad bei niedrigem Eigenstromverbrauch. Dabei konnte der Kesselhersteller nicht nur als Bestbieter von seinem Produkt überzeugen, sondern punktet auch als lokales Unternehmen – Urbas hat seinen Firmensitz in Völkermarkt. Das Unternehmen baut seit über 20 Jahren Energieanlagen zur intelligenten Nutzung biogener Rohstoffe. Im Sinne von Nachhaltigkeit werden sowohl ökonomische als auch ökologische Ziele verfolgt. Die Anlagen sind speziell für die energetische Verwertung minderwertiger, feuchter und grobkörniger Brennstoffe ausgelegt, welche in ­Sägewerken und holzverarbeitenden Betrieben oder bei der Durchforstung anfallen.

Zuverlässige Wärmelieferung für den Produktionsprozess
Versorgungssicherheit ist sicher für jeden Fernwärmekunden von hoher Priorität, bei dem Industriekunden WILD steht sie an oberster Stelle, da nur sie eine qualitativ hochwertige Produktion garantiert. Um sich vom Versorgungskonzept der KELAG Wärme GmbH zu überzeugen, besuchte Geschäftsführer Josef Hackl persönlich das Biomasse-­Heizwerk in Völkermarkt. Das Versorgungskonzept der KELAG Wärme GmbH sieht vor, dass die Versorgung im Notfall durch entsprechende Ersatzsysteme, die im Heizhaus installiert sind, gesichert ist. Über ein integriertes Leitsystem werden mögliche Störungen frühzeitig erkannt und notwendige Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet. So wurde zur Vergleichmäßigung des Betriebes des Biomassekessels zur Dämpfung von kundenseitigen Lastschwankungen ein Pufferspeicher ­installiert. Als Ausfall- beziehungsweise Spitz­en­lastkessel dient ein Erdgas-Kessel von Bosch, geliefert von RH Tech. Der Kessel wird mit einem Brenner der Firma ELCO befeuert.

Investition in umweltfreundliche Zukunft
Rund acht Millionen Euro wurden in den Bau des acht Kilometer langen Fernwärmenetzes sowie das moderne Biomasse-­Heiz­werks investiert, welches Westen von Völkermarkt errichtet wurde. Die Wärmeerzeugung erfolgt mit einem Biomassekessel mit einer Nennleistung von 4 MW und einem Reserve bzw. Spitzenlastkessel auf der Basis von Erdgas mit 7 MW. Im Endausbau werden 14 Millionen Kilowattstunden Wärme geliefert – dies entspricht dem Bedarf von etwa 2.600 Wohnungen. Über ein acht Kilometer langes Fernwärmeleitungssystem wird die klimaschonende Wärme zu den Fernwärmekunden der KELAG Wärme GmbH ins Haus geliefert – derzeit beläuft sich die Anzahl der angeschlossenen Einheiten auf 90. Für 2016 plant die KWG weitere Netzausbauten und schon jetzt zählt die Fernwärme Völkermarkt zu den größten Infrastrukturprojekten Kärntens. Durch die Fernwärmeversorgung werden zukünftig jährlich rund 4.000 Tonnen CO₂ gespart. Dies wird erheblich zur Verbesserung der Luftqualität und somit zur Erhöhung der Lebensqualität in Völkermarkt beitragen.

Geringe Feinstaubemissionen
Um die Feinstaubemissionen so gering wie möglich zu halten, wird in der Biomasseanlage Völkermarkt eine Elektrofilteranlage der Firma Scheuch verwendet. Für die Rauchgasentstaubung biomassebefeuerter Kesselanlagen ist der Scheuch-Elektrofilter eine wirtschaftliche und technisch ausgereifte Lösung. Er kommt in ­allen Bereichen, die Holz und Holzabfälle, Rinde etc. zur Gewinnung kostengünstiger Heiz­energie nutzen, zum Einsatz. Elektrofilter werden ausschließlich zur Entstaubung bis zu Reingasstaubgehalten von 10 mg/Nm3 eingesetzt. Durch den Einsatz von bis zu drei elek­trischen Feldern hintereinander ist es möglich, Abscheidegrade bis zu 99 Prozent und mehr zu erreichen. E-Filter zeichnen sich besonders durch ihre solide Auslegung aus, die den Betriebsweisen und den Brennstoffschwankungen in der Praxis Rechnung tragen. Ihre gute Zugänglichkeit, die dem Betriebspersonal eine einfache Wartung und Inspektion ermöglicht, wird von den Betreibern besonders geschätzt.

Komfortables Dienstleistungspaket
Neben der umweltschonenden und stabilen Beheizung schätzen die Kunden der Fernwärme Völkermarkt vor allem auch das integrierte Dienstleistungspaket, das nicht nur das Heizen enthält: „Für die Wartung und Instandhaltung des ehemaligen fossilen Heizsystems war ein beachtlicher Anteil an eigenem Personal- und Materialaufwand erforderlich. Jetzt kann die Arbeitsleistung der eigentlichen Produktion zugeführt werden, da der Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungsaufwand beim System Fernwärme vergleichsweise sehr gering ist. Auch der – durch die Umrüstung – neu gewonnene Platz gibt Raum für neue Entwicklungen, die bei WILD nicht selten sind“, so der Geschäftsführer Josef Hackl abschließend.

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