Stabile Trinkwasserversorgung und die Aussicht auf nachhaltige Stromerzeugung mithilfe von duktilen Gussrohren5 min read
Lesedauer: 4 MinutenRegelmäßig zu behebende Rohrbrüche der alten PVC-Rohre aus den 60ern in teils schwer zugänglichen Hanglagen waren ausschlaggebend für den Austausch der Trinkwasserleitung, die von der Quellfassung hinab zur Pinzgauer Gemeinde Leogang führt.
Nicht nur aufgrund der geologischen Gegebenheiten setzte man bei den neuen Leitungen auf duktile Gussrohre des Tiroler Traditionsunternehmens TRM. Die Wahl dieses stabilen und nachhaltigen Rohrmaterials ermöglicht es außerdem, zukünftig die 190 Höhenmeter von der Quelle runter ins Tal für die Stromgewinnung mittels Trinkwasserkraftwerk nutzen zu können.
Zwar stellt die Sanierung von Trinkwasserleitungen für jede Gemeinde einen beträchtlichen finanziellen Posten dar, aber im Falle von Leogang wird diese Investition nicht nur mit einem stabilen Versorgungsnetz belohnt, sondern auch mit der ab nächstem Jahr nutzbaren Möglichkeit, elektrische Energie zu produzieren. 190 Höhenmeter sind es von der Kösselquelle nahe der Pinzgauer Gemeinde hinunter ins Tal: Diese Fallhöhe soll ab dem Jahr 2022 Strom liefern – 400.000 Kilowattstunden pro Jahr werden dann laut Berechnungen über ein Trinkwasserkraftwerk erzeugt. Bevor es nächstes Jahr an den Bau des Trinkwasserkraftwerks geht, ist dem 2,5 Millionen Euro-Projekt im letzten Jahr die Neufassung der Kösselquelle vorangegangen, heuer folgte die Verlegung der Druckleitungen ins Tal.
In die Jahre gekommene Rohrleitungen
Zur Umsetzung des Projekts kam es in erster Linie, da immer wieder partielle Erneuerungen der PVC-Leitung aus den 60er-Jahren notwendig waren: In Hangflächen und Böschungsbereichen verlegte Rohrleitungen wurden durch Hangrutschungen freigelegt. Daher musste man sich Gedanken über eine neue Trassenführung machen und hat dabei gleich die Chance erkannt, vor Ort nachhaltige Energie produzieren zu können.
Duktile Gussrohre ermöglichen Umsetzung von Trinkwasserkraftwerk
„Bei den Verbindungsleitungen zwischen Quellfassung und Hochbehälter setzten wir auf Gussrohre, da sich diese für ein Trinkwasserkraftwerk eignen“, berichtet Ing. Thomas Riedlsperger, verantwortlich für Bau- und Raumordnungsangelegenheiten in der Gemeinde Leogang. Die 1,6 km lange Druckrohrleitung in der Dimension DN 250 ist auf die Standardklasse K9, sprich Druckstufe
PN 40, ausgelegt. Zusätzlich werden weitere 700 m Leitung verlegt und das Trinkwassernetz so erweitert. Durchgeführt wurden die Bauarbeiten vom Pinzgauer Unternehmen ETM.
Schub- und Zugsicherung hält selbst freigelegte Rohre sicher zusammen
Bei der Materialauswahl vertraut Leogang auf die bewährten duktilen Gussrohre der Tiroler Rohre GmbH. Die Entscheidung für diese fiel nicht nur aufgrund der Verwendung als Druckrohrleitung für das geplante Trinkwasserkraftwerk, sondern auch aufgrund seiner weiteren positiven Eigenschaften: Die schub- und zugsichere Verbindung der TRM Rohre benötigt eigentlich kein zusätzliches Erdreich oder Betonwiderlager. So stellen Hangrutschungen oder Erosion kein Problem für die Rohrleitung dar. Die Segmente der Rohrleitung können sich durch die mechanische Verriegelung der Schub- und Zugsicherung nicht lösen, die Verbindung bleibt bestehen. Während eine bei Hochwassersituationen durch Starkregenereignisse freigespülte Rohrleitung aus anderen Werkstoffen den Naturgewalten wohl nicht standhalten könnte, kommen duktile Gussrohre mit solchen Extremsituationen und -belastungen erfahrungsgemäß viel besser zurecht und überstehen diese unbeschadet. „Der finanzielle Mehraufwand der Gesamtkosten durch die duktilen Gussrohrleitungen ist nicht sehr hoch, wenn man bedenkt, dass die Rohre rund 100 Jahre halten“, merkt Dipl.-Ing. Felix Kikuta, der in Leogang betraute Projektleiter vom Unternehmen Hydrologische Untersuchungsstelle Salzburg GmbH, an.
Nachhaltig und regional produziert
Hauptgrund für die Entscheidung von Kommunen und Betreibern von Wassernetzen für Gussrohre im Wassertransport ist immer noch die hohe Qualität und Langlebigkeit. Aber auch Umweltthemen und der noch stärker werdende Wunsch, in Europa hergestellte Rohre zu verbauen, führen laut dem Tiroler Gussrohrspezialisten TRM in den letzten Jahren zu einer vermehrten Nachfrage nach Gussrohrsystemen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit haben in den letzten Jahren an enormer Bedeutung gewonnen und sind aus der öffentlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Wichtige Schwerpunkte sind dabei Kreislaufwirtschaft, Ersatz von natürlichen Rohstoffen, der dadurch kleinere CO2-Fußabdruck und die Vermeidung von Produkten auf Basis von Erdöl. Diese Themen sind mittlerweile auch im Tiefbau angekommen und machen einen wichtigen Vorteil von europäischen Gussrohrsystemen gegenüber anderen Werkstoffen aus. „Die TRM-Gussrohre sind zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial hergestellt und verdienen somit hinsichtlich ökologischer Bilanz und Materialkreislauf Bestnoten“, unterstreicht TRM-Vertriebsmanager Igor Roblek die Firmenphilosophie des Tiroler Familienbetriebes. Als ein weiteres Traditionsunternehmen wurde die oberösterreichische Firma Hawle, Österreichs größter Armaturenhersteller für die Trinkwasserversorgung, in das Wasserversorgungsprojekt eingebunden und lieferte Absperrorgane, Schieber sowie Armaturelemente für den Hochbehälter.
Touristische Nutzung erfordert erhöhte Trinkwasser-Kapazitäten
Neben dem Trinkwasserkraftwerk wird nächstes Jahr der Hochbehälter erneuert und von 200 m3 auf 500 m3 erweitert. „Der derzeitige Hochbehälter ist schon älter und wurde in den 90ern saniert, jedoch nicht in seiner Dimensionierung geändert“, erläutert Thomas Riedlsperger vom Bauamt Leogang. Ausschlaggebend für den erhöhten Verbrauch ist die gestiegene touristische Nutzung des Ortes und die daraus resultierenden zusätzlichen Gästebetten – Leogang verzeichnet 700.000 Nächtigungen pro Jahr. Mit dem neuen Wasserspeicher sichert man auch bei maximaler Auslastung und Trockenheit die Wasserversorgung.
Flexibel bei der Bewältigung von Herausforderungen
Der Herausforderung der demografischen Entwicklung begegnet man in Leogang mit der optimalen Dimensionierung von Druckrohrleitungen und Hochbehälter, geologische Hindernisse bewältigt man hingegen mit planerischer Flexibilität: So fehlt im Nahbereich eines Baches der erwartete stabile Fels, an dem man die Leitung verankern hätte können – nun behilft man sich unter anderem mit Spritzbeton, um den nötigen Schutz vor Hochwasser zu gewährleisten und dadurch die Gefährdung von ausgespülten Rohrleitungen zu reduzieren. Eine weitere herausfordernde Stelle bei der neuen Führung der Rohrleitung befindet sich ebenfalls am Bach: Durch die Verlegetiefe von ca. fünf Meter im Bereich der Bachquerung wird das Risiko einer Freilegung im Hochwasserfall minimiert. Außerdem wird hier regelmäßig eine große Menge Geröll angespült – durch die Tiefe der Verlegung wird das Risiko einer Freilegung der Rohre minimiert. Der Rohrleitungsbau wird noch bis Ende des Jahres dauern. Dadurch wird die Trinkwasserversorgung für mehr als eine Generation sichergestellt und die Basis für nachhaltige Stromerzeugung mittels Wasserkraft gelegt.
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