Am bayerischen Aichaberg wird Klärschlamm zum energiereichen Brennstoff aufgewertet4 min read
Lesedauer: 3 MinutenAuf der Doppelanlage am Aichaberg in der Oberpfalz wird Klärschlamm mittels Bandtrocknung zu hochwertigem Brennstoff umgewandelt.
Der aus rund 25 nordbayrischen Gemeinden stammende Schlamm wird in zwei Trocknungsanlagen mit einer Kapazität von je 50 t pro Tag verarbeitet. Getrockneter Klärschlamm lässt sich einfach und umweltfreundlich transportieren und ist außerdem ein CO2-neutraler Brennstoff mit hohem Heizwert, vergleichbar mit jenem von Braunkohle. Das gut lagerfähige, hygienisierte Klärschlammgranulat kann neben der Verwertung in Energieerzeugungsanlagen auch in Zementwerken eingesetzt werden.
Der Markt für die Klärschlammentsorgung befindet sich nach wie vor im rechtlichen Umbruch. Für viele Kommunen ist diese Entsorgung ein schwieriges Thema: Der Klärschlamm kann entweder thermisch verwertet oder auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht werden. Die neue Klärschlammverordnung und die Änderungen im Düngerecht haben die Bedingungen für die Entsorgung von Klärschlamm verändert. Vor allem die bodenbezogene Verwertung wird künftig nur noch in geringem Umfang möglich sein. Auch die Pflicht zur Phosphorrückgewinnung stellt vor allem Kläranlagenbetreiber vor große Herausforderungen. Die verknappten bisherigen Entsorgungswege bieten die wirtschaftliche Grundlage für Alternativkonzepte.
Klärschlamm als neue Energiequelle
90 kg Klärschlamm müssen in Deutschland pro Einwohner jährlich entsorgt werden, das sind laut statistischen Bundesamt jährlich etwa 1,77 Millionen Tonnen Klärschlammtrockenmasse beziehungsweise etwa 7 Millionen Tonnen nasser Klärschlamm mit einem Trockenrückstand (TR) von durchschnittlich 25 Prozent. Durch die Ausbringungsbeschränkungen und Grenzwertverschärfungen wird Klärschlamm aktuell zunehmend verbrannt. Daher werden Prozesse zur Entwässerung und Trocknung des Klärschlamms immer wichtiger. Die Klärschlammtrocknung bietet dabei viele Vorteile: Getrockneter Klärschlamm verfügt über einen Brennwert, der sogar mit jenem von Braunkohle mithalten kann, ist dabei aber CO2-neutral und zusätzlich einfach zu transportieren.
Aus Klärschlamm wird Brennstoff
Auf dem Aichaberg, nahe Hohenburg in der Oberpfalz, betreibt die E&T Aichaberg GmbH & Co. Trocknungs KG seit nunmehr dreizehn Jahren einen Klärschlammtrockner. Anfänglich wurden jährlich etwa 10.000 Tonnen Klärschlamm in der Anlage getrocknet. Nach umfangreichen Umbauten durch die Firma Burkhardt im Jahr 2018/19, sowie der Erweiterung der sieben bestehenden Holzvergasungs-i anlagen mit BHKW durch einen zusätzlichen Biomassekessel, konnte der Durchsatz auf etwa 17.000 Tonnen Klärschlamm jährlich gesteigert werden. Die Firma Burkhardt bietet als Systemlieferant die nötige Expertise für Klärschlamm-Trocknungsverfahren. Von der nötigen Wärmeerzeugung über den Bandtrockner inklusive Abluftbehandlung bis hin zur Trockengutverladung, alles kommt aus einer Hand. Erfahrene Mitarbeiter planen, montieren und betreiben die Anlagen.
Zweite Anlage in Betrieb genommen
Die Erfahrungen aus dem langjährigen Betrieb der bestehenden Anlage und die am Markt stetig steigende Nachfrage an Trocknungskapazitäten haben dazu geführt, dass nun eine zweite, energetisch optimierte Klärschlammtrocknungsanlage von der Fa. Burkhardt in Eigenregie innerhalb nur eines Jahres geplant und errichtet wurde. Unterstützung bei der Planung und Genehmigung der Anlage kam von der eta Energieberatung GmbH. Im November 2021 wurde diese Klärschlammtrocknung auf dem Aichaberg schließlich erfolgreich in Betrieb genommen. Mit einer Kapazität von 50 Tagestonnen entwässerten Klärschlamms unterstützt sie die bereits seit 2008 arbeitende Trocknungsanlage. Zusammen trocknen die zwei voneinander unabhängigen Anlagen nun täglich ca. 100 Tonnen Klärschlamm. Die Kombination einer effizienten Wärmerückgewinnung mit dem reduzierten Abluftvolumenstrom macht die neu errichtete Klärschlammtrocknung zu einer der modernsten und ökonomischsten Trocknungen auf dem Markt. „Thermische Trocknungsanlagen arbeiten im Normalfall mit einem Energieeinsatz von 0,8 bis 0,9 kWh/kg Wasserverdampfung. Unsere Trocknung arbeitet bei 0,8 kWh/kg oder darunter“, betont Josef Dürr, Vertriebsingenieur bei Burkhardt.
Optimierte Luftführung
Das erstmals eingesetzte optimierte Luftführungssystem reduziert den Abluftvolumenstrom von 80.000 m³/h auf unter 30.000 m³/h. „Je weniger Abluft der Trockner besitzt, desto weniger ‚Wärme‘ wird über die Abluft ausgetragen, desto effektiver die Trocknungsanlage“, erklärt der Vertriebsingenieur. Zur Effizienz tragen auch die schon in den letzten Jahren entwickelten Komponenten, wie Aufgabekopf, Wühler und Messer bei. Der vorentwässerte Klärschlamm wird der Bandtrocknung über einen Schüttbunker just-in-time zugeführt. Zwei Fahrsilos mit je 340 m³ als Zwischenpuffer sorgen für Flexibilität. Die Beförderung des Klärschlamms zum Trockner erfolgt hier mittels eines von Burkhardt entwickelten Dosierkopfs mit automatischer Reinigung der Matrize. Durch die gezielte Schlammaufgabe und eine gleichmäßige Verteilung des Klärschlammes auf die Trocknungsbänder wird eine homogene Trocknung ermöglicht. Für die Klärschlammtrocknung kommt ein Niedertemperatur-Bandtrockner zum Einsatz. Die Abluftmenge von etwa 30.000 m³/h wird anschließend in einer chemischen Wäsche mit Biostufe gereinigt. Das Ergebnis ist ein gut lagerfähiges, hygienisiert- es Klärschlammgranulat von 90 Prozent TR mit hervorragenden Brennstoffeigenschaften. „Bei der Trocknungsanlage handelt es sich um ein ausgeklügeltes Gesamtsystem vom Nassschlammlager bis zur Abluftreinigung“, erläutert Josef Dürr. Kurze Wege vom Nassschlammbunker zur Trockneraufgabe sowie der aus zwei Bändern / vier Lagen bestehenden Trockner tragen zusätzlich zur effektiveren Trocknung und Platzersparnis bei.
17.000 Tonnen Klärschlamm verarbeitet
Nach der Trocknung wird das Klärschlamm-Granulat mit einer mechanischen Verladeeinheit auf die Lkws verladen, gewogen und abtransportiert. Die Verwertung des Klärschlamms findet in Zementwerken und Energieerzeugungsanlagen statt. Zeitgleich zur Trocknungsanlage wurde ein 2 MW Hackschnitzel-Biomassekessel installiert, um die zur Trocknung benötigte Wärme regenerativ und umweltbewusst bereitzustellen. Die Trocknungsanlage soll zukünftig mehr als 8.000 Betriebsstunden pro Jahr in Betrieb sein, in denen – genau wie bei der ersten Anlage am Aichaberg – 17.000 Tonnen Klärschlamm verarbeitet werden.
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