Abfallentsorgung Wärme- & Energieversorgung

Erfolgreiche erste Heizsaison für die generalsanierte Müllverbrennungsanlage4 min read

31. August 2016, Lesedauer: 3 min

Erfolgreiche erste Heizsaison für die generalsanierte Müllverbrennungsanlage4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Strom und Wärme kommen aus dem Müll, den die Wiener selbst verursachen – denn er wird in der Müllverbrennungsanlage Spittelau thermisch verwertet.

Die generalsanierte Anlage hat die erste Heizsaison nach den drei Jahre dauernden  Optimierungsmaßnahmen erfolgreich absolviert. Die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete und weltweit bekannte Anlage war letzten Winter erstmals wieder im Vollbetrieb. Wien Energie hat 130 Millionen Euro in die Optimierung der Strom- und Fernwärmeproduktion investiert.

Nach einem verheerenden Brand entstieg die 1971 eröffnete Müllverbrennungsanlage Spittelau wie Phönix aus der Asche: Denn anstatt eines Abrisses entschied man sich, sie an derselben Stelle wiederaufzubauen – in neuem Gewand. Ein guter Entschluss: Seit der Neugestaltung durch Friedensreich Hundertwasser im Jahr 1989 ist die Müllverbrennungsanlage Spittelau ein ­fixer Bestandteil des Wiener Stadtbilds und eine berühmte Touristenattraktion. Ihre bunte Fassade, die goldene Kugel auf dem Schlot, Dachbegrünung und Baumbepflanzungen machen die neue Spittelau unverwechselbar – und zu einem Wiener Wahrzeichen wie Stephansdom und Riesenrad. Sie ist die ­bekannteste thermische Abfallbehandlungs­anlage der Fernwärme Wien. Ursprünglich sollte die Anlage rein das etwa zwei ­Kilometer entfernte Neue Allgemeine Kranken­haus mit Wärme versorgen, heute ist die Spittelau der zweitgrößte Erzeuger im Fernwärmeverbund der Stadt Wien. Die im Werk untergebrachte thermische Abfallbehandlungsanlage mit ­einer Durchsatzleistung von 250.000 Jahrestonnen Hausmüll ist in das Verbundnetz ­integriert.

Das steckt hinter der bunten Fassade
Die angelieferten Abfälle werden zunächst von einer Brückenwaage gewogen und in ­einem rund 7.000 Kubikmeter großen Abfallbehälter zwischengelagert. Ein Greifarm holt den Abfall zu den beiden Müllöfen. Hier wird der Abfall verbrannt. Die heißen Rauchgase erzeugen in den mit Wasser gefüllten Rohren Dampf. Daraus wird in einem weiteren Schritt Fernwärme und Strom gewonnen. Um die beim Verbrennen entstehenden Rauchgase zu säubern, hat die Spittelau eine Reihe hochmoderner Anlagen. Das gereinigte Rauchgas verlässt den Kamin in einer Höhe von 126 m.

Erhöhter Wirkungsgrad
Nicht nur die Gestaltung der Müllverbrennungsanlage ist innovativ, auch der technische Ansatz war zukunftsweisend: Die Anlage soll nach dem Wiederaufbau besonders sauber sein und neue Standards im Umweltschutz setzen. Dieser selbstgewählte Anspruch wurde neuerlich durch die im Herbst 2015 abgeschlossene Generalsanierung erfüllt. 2012 startete der Komplettumbau der Müllverbrennungsanlage am Donaukanal. Nach der ersten Heizsaison 2015/2016 sind die Effekte des Komplettumbaus in der Spittelau sichtbar. Die Verfügbarkeit der Müllverbrennungs­anlage war mit 4.100 Betriebsstunden im ­ersten Halbjahr so hoch wie nie zuvor, der Wirkungsgrad erhöhte sich von zuvor 70 auf 76 Prozent, und die Stromproduktion verdreifachte sich. „Die neue Anlage sorgt dafür, dass Wärme und Strom für Wien noch effizienter erzeugt werden“, so  Stadträtin Ulli Sima anlässlich der Neueröffnung. „Moderne Abfallbehandlung und energetische Verwertung zeichnen das Umwelt- und Abfallbehandlungskonzept in Wien aus. Umso wichtiger ist es, die Technik der Anlagen ständig auf neuestem Stand zu halten.“

Zahlen und Fakten der Generalsanierung
Die energiewirtschaftliche Optimierung sorgt dafür, dass für Wien noch effizienter Wärme und Strom produziert werden kann. Im Zuge der Modernisierung wurden die Müllkessel 1 und 2 erneuert, die Denox-Anlage (Katalysator für Stickoxyde) ausgetauscht, die alten Elektro-Filter durch Gewebefilter ersetzt, wodurch sich die Emissionssituation weiter verbessert. Weiters wurden eine neue Umformerstation zur Fernwärmeauskopplung installiert, die alte Turbine durch eine neue samt Generator ersetzt, ein neues Entaschungssystem eingerichtet, sowie ein neuer Speisewasserbehälter und ein neues Wasser-Dampf-System installiert.

Strom für 50.000 Haushalte, Wärme für 60.000 Haushalte
Die Anlage war seit September rund 95 Prozent, also beinahe durchgehend, im Einsatz. Unterbrochen wurde der Betrieb durch ­kurze, routinemäßige Reinigungsarbeiten. Seit W­iederinbetriebnahme im Herbst 2015 kann die Energie bei gleicher Abfallmenge wesentlich effizienter genützt werden. 130.000 Tonnen Müll wurden zwischen Oktober und März angeliefert – mit dieser Menge hätte man das Ernst-Happel-­Stadion eineinhalbmal anfüllen können. Die Stromproduktion verdreifachte sich von 20 auf 60 Gigawattstunden. Die Wärmeerzeugung blieb in dieser Zeit mit 250 Gigawattstunden unverändert. Die Müllverbrennung Spittelau versorgt in Wien 60.000 Haushalte mit Fernwärme und 50.000 Haushalte mit Strom. Vor der Sanierung lag dieser Wert bei Strom bei 16.000 Haushalten.

Bauprojekt mitten in der Stadt
Der für den Energiebereich zuständige Wiener Stadtwerke-Vorstand Robert Grüneis dazu: „Der Umbau war ein Megaprojekt mitten in der Stadt auf engstem Raum. Nun ernten wir die Früchte der Investition. Mit modernster Technik garantieren wir die nächsten Jahrzehnte eine sichere Versorgung mit Strom und Wärme unter Einhaltung höchster Umweltstandards. Die Anlage Spittelau verfügt über eine der weltweit modernsten Rauchgasreinigungen und verwertet jährlich rund 250.000 Tonnen Abfall. Mit einer installierten Gesamtleistung von 400 Megawatt und einer durchschnittlichen Produktion von 120 Gigawattstunden Strom sowie 500 Gigawattstunden Wärme ist sie der zweitgrößte Erzeugungsstandort im Fernwärmeverbundnetz von Wien Energie nach dem Kraftwerk Simmering 1.“

„Rund 60 Prozent der jährlich erzeugten Energiemenge aus der Müllverwertung stammen aus biogenen beziehungsweise erneuerbaren Quellen. Durch die Neuerrichtung und Optimierung können wir unsere Spitzenposition auch in Zukunft im europäischen Vergleich aufrechterhalten und die im Abfall enthaltenen Energieressourcen noch effizienter einsetzen“, erläutert  Wien Energie-Geschäfts­führer Karl Gruber. „Wichtig ist: das Erscheinungsbild der weltweit bekannten Hundertwasser-Fassade blieb vollständig erhalten.“

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