Wärme- & Energieversorgung

Mehr Wärme und weniger Brennstoff: umfangreiche Effizienzmaßnahmen im Biomasseheizwerk Seekirchen5 min read

25. Mai 2023, Lesedauer: 4 min

Mehr Wärme und weniger Brennstoff: umfangreiche Effizienzmaßnahmen im Biomasseheizwerk Seekirchen5 min read

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Bereits vor der Energiekrise letztes Jahr ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wendete sich für das Biomasseheizwerk in der Salzburger Stadtgemeinde Seekirchen am Wallersee das Blatt: Das Bewusstsein für eine nachhaltige Wärmeversorgung gewann über die vormals billigen Gasimporte Oberhand. Der steigende Gaspreis erhöhte dann nochmals ­signifikant den Bedarf an Fernwärme, wodurch ein bereits geplanter Ausbau des Heizwerks vorgezogen wurde. Der war auch nötig: Die Kondensationsanlage schaffte nicht einmal mehr 50 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung. Dank der Integration eines E-Filters gehört dies nun der Vergangenheit an, das Potenzial an Wärmerückgewinnung wird optimal ausgeschöpft. ­Neben der erhöhten Effizienz freut sich der Betreiber über den verminderten Brennstoffbedarf – in Zeiten von steigenden Holzpreisen ein weiteres Argument für Optimierungsmaßnahmen von älteren Biomasseheizwerken.

Heizwerk Seekirchen
Positionieren des E-Filters von Ionitec.

Der wachsende Wärmebedarf in der prosperierenden Salzburger Stadtgemeinde Seekirchen am Wallersee bei gleichzeitig steigenden Gaspreisen sowie dem gestärkten Bewusstsein für nachhaltige Energieerzeugung gaben den Anstoß für den Ausbau des örtlichen Biomasseheizwerks im letzten Jahr. Vor elf Jahren hätte damit sicher niemand gerechnet: „2012 wurde das Heizwerk mit starkem Gegenwind realisiert: Der Gaspreis war damals im Keller, sämtliche Großabnehmer waren also damit versorgt – einzig die Gemeinde hat uns von Beginn an unterstützt“, berichtet Seekirchens Heizwart Michael Lausenhammer von den Anfangsschwierigkeiten. „Doch in den letzten Jahren hat sich das Blatt gewendet in Richtung erneuerbare Energie.“ Zusätzlich ist Seekirchen stark gewachsen – allein in den letzten Jahren kamen 500 Wohnungen und weitere Bauprojekte dazu, die alle Abnehmer des örtlichen Biomasseheizwerks geworden sind. Damit die Versorgung nicht nur sichergestellt, sondern auch effizient ist, mussten in technischer Hinsicht einige Stellschrauben gezogen werden. Die wichtigste: Das Heizwerk verfügt nun über einen E-Filter, der für den optimalen Betrieb der Kondensationsanlage sorgt. Keine fünf Prozent Wärmerückgewinnung durch die Kondensationsanlage stellte Michael Lausenhammer vor der Installation des E-Filters fest. Heute sorgt dieser für rund 15 Prozent Wärmerückgewinnung. Entschieden hat man sich dabei für ein Modell des Salzburger Unter­nehmens Ionitec, mit dem der Betreiber des Heizwerks s.nahwaerme.at Energiecontracting bereits seit über zehn Jahren zusammenarbeitet. Vor der Integration des E-Filters ist die Kondensationsanlage schnell verdreckt, was sich stark auf deren Leistung auswirkte. „Vor dem Umbau musste die Anlage ­wöchentlich gereinigt werden, was einen erheblichen Arbeitseinsatz darstellte: Mittels Hochdruckreiniger wurden die Wärmetauscherbündel gesäubert – das waren pro Woche zwei Stunden Mehraufwand. Und das nur, damit die Kondensationsanlage so sauber bleibt, damit sie funktioniert, von einem optimalen Betrieb reden wir hier gar nicht“, berichtet der Heizwart. Völlig reinhalten konnte man die Anlage nicht mehr. Je mehr Belag sich sammelt, desto weniger Wärmerückgewinnung wird erzielt. „Dadurch haben wir massiv an Leistung eingebüßt. Deswegen: Kondensation ohne E-Filter, nie mehr wieder“, ist das Fazit von Michael Lausenhammer. Heute läuft die Kondensationsanlage des oberösterreichischen Herstellers Heger Edelstahl optimal. Das in den verheizten Hackschnitzel enthaltene Wasser verdampft im Kessel – bei herkömmlichen Anlagen wird dieser im Rauchgas enthaltene Wasserdampf über den Kamin in die Luft geblasen. Die Kondensationsanlage in Seekirchen kühlt die Abgase in einem Wärmetauscher ab, wodurch ein Teil des Wasserdampfes rekondensiert und somit Energie zurückgewonnen wird.

 

E-Filter sorgt für optimalen Betrieb der Kondensationsanlage
Eine der Besonderheiten des in Österreich hergestellten Trocken-Elektrofilters von Ionitec ist die im Rauchgaseintrittsbereich integrierte Grobabscheiderkammer, die mit Hilfe der Rauchgasverteilerkammer das Rauchgas über die gesamte Filterbreite gleichmäßig anströmt. In dieser Grobabscheiderkammer wird, wie der Name bereits andeutet, die grobe Flug­asche abgeschieden und die feine Flugasche wird über Ausrichtungsbleche ins Hochspannungsfeld geleitet. Ein weiterer Vorteil der Anlage ist, dass die Durchführungs-Hochspannungsisolatoren nicht im Rauchgasstrom sitzen, sondern in einer extra Kammer am Filterdach platziert sind und von außen gereinigt werden können. Daher gehören Ausfälle durch Isolatorschäden der Vergangenheit an. „Als weitere Besonderheit ist unser Unwuchtmotor am Bunker (Staubsammelwanne) zu erwähnen. Durch diesen Unwuchtmotor können wir flachere Wannen ausbilden, was zu einer geringeren Bauhöhe führt, da die Vibrationen des Unwuchtmotors den Staub in die Staubförderschnecke befördern“, ergänzt Ing. Reinhard Kremser vom Unternehmen Ionitec Anlagenbau. Neben der Wirkungsgradsteigerung spricht auch die geringere Feinstaubbelastung für die Integration eines E-Filters bei Biomasseanlagen. Seit dem Umbau haben sich die Feinstaubwerte wesentlich verbessert. Daraus ergibt sich ein weiterer Gewinn: Das Heizwerk liegt an der Umgehungsstraße von Seekirchen, in unmittelbarer Sichtweite des Ortszentrums – die nun weniger sichtbaren Emissionen in Form einer Rauchsäule führen zu einer höheren Akzeptanz in der Bevölkerung.

 

Innovatives System zur Steigerung der Wärmerückgewinnung
Hauptaugenmerk beim Ausbau des Heizwerks war zum einen die Leistungssteigerung von vormals 2.250 kW auf nun 3.750 kW – wodurch sich die Anzahl der Wärmeabnehmer von 50 auf über 100 mehr als verdoppelte. Diese ­wurde durch den neuen Heizkessel RRK1200-1650 von Binder Energietechnik erzielt. ­Außerdem lieferte das österreichische Unternehmen das Austragungs- und das Brennstofffördersystem sowie die Steuerung der Anlage. Zweiter Fokus im Heizwerk von Seekirchen lag auf einer signifikanten Effizienzsteigerung: Diese gelang zum einen dank des bereits erwähnten E-Filters, zum anderen durch die Installation einer Absorptionsanlage.

Heizwerk Seekirchen
Auch bei der Kondensationsanlage setzte man mit einem Produkt von Heger Edelstahl auf Qualität aus Österreich.

Durch diese Komponente werden zusätzlich 15 Prozent Wärmerückgewinnung erzielt, zusammen mit der Kondensationsanlage schafft es das Biomasseheizwerk somit auf stolze 30 Prozent Wärmerückgewinnung. Die effiziente Funktionsweise der Absorptionsanlage erklärt sich darin, dass das gesamte System unter Vakuum steht: Unter diesen Bedingungen siedet Wasser bereits bei 30 Grad. Durch diesen Effekt kann die Energie des aus dem letzten Teil des Abgases entnommenen 30 Grad warmen Wassers in eine Salzlösung absorbiert und folglich in einem höheren Temperaturniveau wieder abgegeben werden. Die durch den Ausbau höhere Effizienz des Heizwerks in Seekirchen freut den Betreiber der s.nahwaerme.at Energiecontracting doppelt: „Wir produzieren mehr Fernwärme – mit weniger Brennmaterial“, fasst es Ing. Robert Oberascher zusammen. In Zeiten von steigenden Holzpreisen ein wesentlicher Faktor, der für Optimierungsmaßnahmen wie jene in Seekirchen sprechen.

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