Meilenstein auf dem Weg zu einem klimaneutralen Flughafen3 min read
Lesedauer: 3 MinutenFlugreisen sind aufgrund des Klimawandels eine der am stärksten in Kritik geratenen Transportarten, gleichzeitig ist unser Wunsch nach Mobilität ungebrochen. Flughafenbetreiber haben also guten Grund dazu, ihr Unternehmen mithilfe nachhaltiger Energiekonzepte zukunftsfit zu machen. Der Allgäu Airport in Memmingen hat den ersten Schritt gesetzt: Dank der Energieversorgung über ein Rohbiogas-Blockheizkraftwerk spart der bayerische Flughafen jährlich 650.000 Kubikmeter Erdgas oder Heizöl ein und kann den CO2-Ausstoß um rund 1.600 Tonnen pro Jahr reduzieren.
Green Airport Memmingen heißt das Projekt mit dem ehrgeizigen Ziel, den Flughafen Memmingen bis zum Jahr 2030 klimaneutral betreiben zu können. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2017 die Airport Energie Management GmbH, eine Tochter der Flughafen Memmingen GmbH und des Energie-Consulting-Unternehmens e-con AG, gegründet. Den nötigen Rohstoff für das Vorhaben liefert eine Biogasanlage aus der Region. Dort wird aus Gülle und Mist wertvolles Biogas erzeugt, das nunmehr in einem neuen Blockheizkraftwerk am Allgäuer Flughafen zum Einsatz kommt und sowohl fossile Brennstoffe wie CO2 einspart. Das neue Blockheizkraftwerk ist nun direkt über eine rund fünf Kilometer lange Leitung mit einer nahegelegenen Biogasanlage verbunden und dient sowohl der Strom- wie der Wärmeerzeugung. „Das neue Rohbiogas-Blockheizkraftwerk mit lokal produziertem Biogas bringt Energieerzeugung und -verbrauch auf dem heimischen Energiemarkt zusammen“, erklärte Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger im Rahmen der Inbetriebnahme des Blockheizkraftwerks im Februar. „Das schafft eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten – einschließlich Umwelt und Klima.“ Der Flughafen nimmt damit Kurs in Richtung nachhaltiger Energiezukunft: „Der Allgäu Airport hebt die großen Potenziale, die Flughäfen und das Fliegen der Zukunft bereithalten“, ist sich der Wirtschafts- und Energieminister sicher.
Flexibler Aufbau der Wärmeversorgung
„Die neue Anlage spart jährlich 650.000 Kubikmeter Erdgas oder Heizöl in gleicher Menge ein und reduziert zudem den CO2-Ausstoß des Flughafens um rund 1.600 Tonnen pro Jahr“, erklärt Andreas Müller, Geschäftsführer Airport Energiemanagement GmbH. Das Blockheizkraftwerk wird flexibel betrieben und erzeugt nur dann Strom, wenn er benötigt werde. Die entstehende Wärme geht stets komplett ins Fernwärmenetz oder in die Pufferspeicher mit einem Volumen von 300.000 Litern. Über das Fernwärmenetz werden neben den Flughafen-Gebäuden nahezu alle angrenzenden Industrie- und Gewerbebetriebe mit regionaler regenerativ erzeugter Wärme versorgt, darunter auch der südlich gelegene Zweckverband Interkommunaler Gewerbepark Flughafen Süd Benningen/Hawangen. Aufgrund des modularen und flexiblen Aufbaus der Wärmeversorgung und der Netzdimensionierung können zukünftig noch weitere Anschlussnehmer mit umweltfreundlicher Wärme versorgt werden. Konzepterstellung und die Planung erfolgten durch die Energieversorgungsspezialisten e-con in Memmingen, die Ausführung übernahm die Firma Alois Müller. „Das Biogas wird hier wie überall verstromt, die Wärme kann aber im Gegensatz zu den dezentral gelegenen Biogas-Anlagen nahezu komplett im Fernwärme-Netz genutzt werden. Somit wird eine sehr hohe Gesamteffizienz erreicht, “ erläutert Peter Waizenegger, Vorstand der e-con AG.
Klimaneutralität 2030
Für Flughafen-Geschäftsführer Ralf Schmid, der auch in der Geschäftsführung der Airport Energiemanagement GmbH vertreten ist, stellt die neue Anlage einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem klimaneutralen Airport dar. „Es ist ein ehrgeiziges Ziel, das wir als erster deutscher Verkehrsflughafen bis 2030 erreichen wollen“, betonte er. „Aber es ist zu schaffen.“ Klimaneutral sollte jedoch nicht nur der Betrieb eines Airports sein. „Gemeinsam mit unserem Kraftstoffversorger AirBP wollen wir unseren Kunden klimaneutrale Kraftstoffe, sogenannte Sustainable Aviation Fuel (SAF), anbieten, damit sie in der Lage sind, klimaneutral ab Memmingen zu fliegen“, erläutert Ralf Schmid. Perspektivisch solle mit Wasserstoff ein weiterer nachhaltiger Kraftstoff angeboten werden. Eine öffentliche Wasserstofftankstelle für Nutzfahrzeuge und Pkw ist bereits für 2024 geplant. Nicht zuletzt deshalb wurde die Airport Energiemanagement GmbH im letzten Jahr in das Wasserstoffbündnis Bayern aufgenommen. Ins Leben gerufen wurde es von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im Jahr 2019, um die starke Position der bayerischen Wirtschaft und Wissenschaft im wichtigen Zukunftsfeld Wasserstoff zu festigen und auszubauen.
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