Winterdienst

Kräftiger Allrounder in Lech am Arlberg: modifizierter Unimog im Ganzjahreseinsatz6 min read

7. November 2016, Lesedauer: 4 min

Kräftiger Allrounder in Lech am Arlberg: modifizierter Unimog im Ganzjahreseinsatz6 min read

Lesedauer: 4 Minuten

Egal ob Gras und Hackschnitzel zu den umliegenden Biogasanlagen befördert, große Schneemassen im Winter raus aus dem Ort geschafft oder Klärschlamm zur Entsorgungsanlage geführt werden.

Zum Transportieren gibt es in der Vorarlberger ­Gemeinde Lech am Arlberg immer enorme Mengen. Der Fuhrpark des Bauhofs wurde für diese breitgefächerten Aufgaben mit einem speziellen Unimog erweitert. Dank der vom niederbayerischen Unternehmen Paul Nutzfahrzeuge durchgeführten ­Sonderumbauten ist der Unimog mit 14 Tonnen Nutzlast nicht nur besonders kräftig ausgefallen, sondern auch prädestiniert für die unterschiedlichsten kommunalen Dienste.

Wenn es in Lech schneit, dann schneit es richtig. Das wissen nicht nur all die Promis, die aufgrund großer Neuschneemengen hier schon mal eingeschneit waren, sondern auch die Mitarbeiter des Bauhofs. Unter der Leitung von Günter Schneider werden hier alle Maßnahmen getroffen, um den Verkehr stets flüssig, die Gehsteige schneefrei und Parkplätze nutzbar zu halten. Auch der Weg zur Kirche muss stets zu bewältigen sein, ebenso jene hinauf nach Oberlech, nach Zürs und nach Zug. Die zum Teil extremen, hochalpinen Bedingungen erfordern eine modernste Gerätschaft, die alle Bereiche des Winterdienstes abdeckt. Vom Skidoo bis zur XL-Fräse ist alles vorhanden, mitunter auch von der Pappas Gruppe gelieferte Unimogs. Ein besonderes Kennzeichen dieser Fahrzeuge ist die rote Lackierung die die Fahrzeuge des Bauhofs Lech kennzeichnet. Diese trägt auch der jüngste Unimog, der nicht nur bei den Abmessungen alle bisherigen Modelle in den Schatten stellt.

Hohe Anforderungen an das neue Fahrzeug
Am Anfang stand der Wunsch, mit nur einem einzigen Fahrzeug ganzjährig große Mengen Klärschlamm mehrmals pro Woche nach Bregenz transportieren zu können. Gleichzeitig sollte es sich auch für den Mähdienst im Sommer und noch viel wichtiger für extremen Winterdienst eignen. Hinzu kam die Anforderung, dass am Fahrzeug nicht nur eine Schneefräse angebaut, sondern auch der Schnee mittels Abrollkipper gleich abtransportiert werden kann. Das alles natürlich bei perfekter Übersichtlichkeit und mit einem Handling auf dem Niveau deutlich kleinerer Modelle.

Sonderumbau für den Unimog
Die Pappas Gruppe wollte dem Bauhof Lech auch hier ein perfekt abgestimmtes Fahrzeug anbieten, wofür ein Sonderumbau eines Unimogs nötig war. Ausgezeichnet hat sich auf dem Gebiet der Sonderumbauten von Unimog-Modellen schon in der Vergangenheit Paul Nutzfahrzeuge aus Bayern. Der Familienbetrieb optimiert jährlich bis zu 1.000 Fahrzeuge und gilt als einer der führenden Spezialisten, wenn es um Achsmodifikationen geht. Für die Gemeinde Lech am Arlberg hat der Spezialist für Fahrzeugmodifikationen erstmals auch die Ausrüstung eines Unimog U 530 aus der neuen Euro-6-Generation mit einer Nachlauflenkachse sowie der zugehörigen Lenkhydraulik und Lenkelektronik durchgeführt. Durch die spezielle Ausrüstung steigert sich das zulässige Gesamtgewicht des geländegängigen Allradfahrzeugs auf 25 Tonnen. Die damit erzielte Wendigkeit und die Nutzlasterhöhung auf 14 Tonnen erhöhen die Einsatzbandbreite bei Mäh- und Räum­prozessen und damit den Ganzjahresnutzen ­erheblich: Die durchgeführten Umbaumaßnahmen machen beispielsweise den Einsatz kostenintensiver Begleitfahrzeuge zum Abtransport des Mäh- und Räumguts überflüssig. Sie steigern damit jedoch nicht nur die Umweltfreundlichkeit, sondern erhöhen zugleich auch die ohnehin bereits hohe Effizienz und die Flexibilität des Unimog-Geräte­trägers auf den engen Gassen und steilen Bergpassagen der österreichischen Hochgebirgs­region am Arlberg um ein Vielfaches. „Mit dem neuen Unimog-Geräteträger verfügen wir zu ­jeder Jahreszeit über ein hocheffizientes ­Arbeitsgerät, um schnell und saisonunabhän­gig agieren zu können“, sagt Günter Schneider, Leiter des Bauhofs der Gemeinde Lech am Arlberg. „Damit können wir Bewohnern und Besuchern jederzeit gepflegte Anlagen und freie Zugangswege präsentieren, die die Attraktivität unserer Gemeinde erhöhen“, ergänzt Bürgermeister Ludwig Muxel.

Maximale Wendigkeit
Nicht minder kompliziert war es, dem so großen Fahrzeug eine extreme Wendigkeit angedeihen zu lassen – dies war jedoch ein wesentlicher Faktor für die Gemeinde Lech. Dort, genauso wie in anderen Vorarlberger Skigebieten, ist eine extrem gute Manövrierbarkeit und ein sicheres Durchkommen unter den dort herrschenden, oft extrem begrenzten Platzverhältnissen unabdingbar. Mit dem Einbau von Lenkhydraulik plus Lenkelektronik auch für die Nachlaufachse wird diese in die Allradlenkung integriert, wodurch sich die Wendigkeit des neuen Unimog-Einsatzfahrzeugs beträchtlich erhöht. Damit ergeben sich erweiterte Einsatzmöglichkeiten auf Bergstraßen mit limitierter Straßenbreite sowie in den engen, innerdörflichen Arealen der Gemeinde Lech am Arlberg. Besonders bei der Schneeräumung im Winterdienst stellt dies einen immensen Vorteil dar. Die Lenkungsarten können vom neu installierten Bedienpult im Fahrerhaus aus gewählt werden.Dank dreier gelenkter Achsen, basierend auf mechanischen, hydraulischen und auch elektronischen Maßnahmen, gelingt es auf engstem Raum zu manövrieren, wobei bis 15 km/h die hinteren Achsen wahlweise dem Einschlag der Vorderachse folgen oder diesen entgegengesetzt gelenkt werden können. Hinzu kommt eine Luftfederung am Heck, die es ermöglicht, die Achslasten zu verschieben. Für maximale Traktion verfügt die dritte Achse über eine Anfahrhilfe.

Effiziente Schneeräumung
Der neue Unimog-Geräteträger ist nach der Umrüstung für den vorgesehenen Einsatz mit Mäh- und Mulchgeräten im Sommer und mit einer leistungsstarken Westa-Schneefräse im Winter prädestiniert. Das zweistufige Modell 900 U wurde für den Anbau an den Unimog konzipiert. Dank eines neuen Getriebekonzepts konnte ein fahrzeugnaher Anbau am Unimog realisiert werden. Mit seiner Arbeitsbreite von 2,6 m befreit die Schneefräse die Verkehrswege der Vorarlberger Gemeinde effizient und schnell.

Höchste Leistungen bei Transportaufgaben und Schneebeseitigung
An der Fahrzeugfront des Unimogs ist eine Anbauplatte zum Aufnehmen der Schneefräse sowie diverser Mäh- und Mulchgeräte angebaut, die über die werkseitig montierte Frontzapfwelle angetrieben werden. Sind vorn keine Geräte angebaut, wird ein rund 1000 kg schweres Ballastgewicht mitgeführt, um die erforderliche Vorderachslast sicherstellen zu können und somit ein gutes Lenkverhalten zu gewährleisten. Durch die erhöhte Nutzlast kann der Unimog-Dreiachser U 530 darüber hinaus auch Transportaufgaben übernehmen und beispielsweise den Abtransport von Mähgut und Schnee mit bis zu 80 km/h in einem Arbeitsgang erledigen. Damit macht er den sonst üblichen kosten- und zeitintensiven Einsatz eines Begleitfahrzeugs für Transportaufgaben überflüssig. In Lech wird er im Sommer vor allem für den Transport von Gras und Hackschnitzeln zu den umliegenden Biogasanlagen oder den Abtransport des Klärschlamms zu den Entsorgungsbetrieben eingesetzt. Im Winter bläst die Schneefräse mit ihrem Spezial-Verladekamin die Schneemassen direkt in den Containerbehälter. Der Abrollkipper bringt beim Transport der Container eine enorme Zeitersparnis und be­­schleunigt vor allem im Winter die Räumprozesse enorm: So können volle Container abgesetzt und leere Container zur Befüllung mit Schnee aufgenommen werden, wodurch der Unimog ohne Zeitverzug weiterarbeiten kann.

1.444 Meter – Handling auf höchstem Niveau
Begeistert von so viel maximal belastbarer Technik zeigte sich anlässlich der offiziellen Übergabe Anfang Februar nicht nur Bauhofleiter Günter Schneider, sondern auch der
Bürgermeister der Gemeinde Lech am Arlberg Ludwig Muxel. Er nutzte den kurzen Stopp vor dem Gemeindeamt auch für eine erste Sitzprobe in einem Fahrzeug, das hinsichtlich der Einzigartigkeit durchaus Parallelen mit der Gemeinde Lech aufweist. Wer künftig von Handling auf höchstem Niveau spricht, kommt wohl nicht umhin, dieses Niveau mit 1.444 Meter zu definieren, so hoch liegt Lech über dem Meeresspiegel.

Teilen: