Panoramastrasse freigelegt: Supra 4002 schleudert Schnee vom Gotthard-Pass6 min read
Lesedauer: 4 MinutenDer legendäre Schweizer Pass war seit dem Mittelalter die wichtigste Nord-Süd-Verbindung der Alpen. Trotz Öffnung des Autobahntunnels 1980 hat der Gotthardpass immer noch eine große touristische Bedeutung.
Die Streckenführung gilt als optisch grandios, doch die Tage, an denen die Straße befahren werden kann, sind limitiert. Meterhoher Schnee macht in der Wintersaison ab Dezember bis April das Befahren unmöglich und eine Wintersperre notwendig. Doch ab Ostern übernehmen jedes Jahr zwei Winterdienst-Teams den Weckdienst und räumen den Pass frei. Mit dabei: Das Tessiner Unternehmen Luigi Filippi mit seiner neuen Schneeschleuder Supra 4002 von Schmidt.
Es ist ein Kampf, der jährlich von neuem ausgefochten wird: Die Gegner sind etwa 20 Räumdienstspezialisten und ein schier endloser Winter in ca. 2.100 Höhenmeter am Gotthard. Der Gotthardpass ist seit dem Mittelalter eine der wichtigen Nord-Süd-Verbindungen über die Schweizer Alpen. Zwar existiert seit 1980 mit dem Gotthardtunnel, dem längsten Straßentunnel der Alpen, eine 16 km lange, bequeme Verbindungsroute zwischen der Nord- und Südseite des Massivs. Doch der Pass lindert das Stauchaos am Gotthard, er ist von nationaler Bedeutung. Nicht zu vergessen ist auch der Reiz seiner geschwungenen Serpentinen, die Ausflügler auf den Berg lockt. So werden seine 24 Straßenkilometer, die teils mit einer haushohen Schneedecke überzogen sind mit Ende Mai aus einem tiefen Winterschlaf geweckt. Dieser Weckruf hat seinen Preis: 400.000 Franken investiert die Schweiz jährlich in die Passräumung.
Gefährliches Arbeiten am Pass
Dass die Höhen des Gotthards tief verschneit daliegen, erahnt man in den Tälern rund um den Berg nicht – hier ist der Frühling längst eingezogen. Doch ein paar 100 Höhenmeter und einige Straßenkilometer weiter hat Frau Holle den Berg im festen Griff. Rund eineinhalb Monate sind die Winterdienstler am Arbeiten und befreien die Straße Schicht um Schicht von bis zu zwölf Meter hohem Schnee. Teils erkennt man bei den Fahrten der Schneefräskolonnen einzig die Kamine und Chassis-Dächer der Gerätschaften. Ganze 170.000 Tonnen Schnee werden von leistungsstarken Schneeschleudern entfernt. Die Arbeit erfordert höchste Konzentration: Die unter Metern von Schnee verborgene Straße darf nicht verfehlt werden, ansonsten droht das Einsacken im weichen Schnee oder man könnte zur Seite kippen – vor allem in den Steilhängen ist das gefährlich. Auch Neuschnee macht den Fahrern zu schaffen. So kommt es vor, dass freigeräumte Strecken durch neuen Pulverschnee oder Lawinen wieder verschüttet werden – dann fängt die Arbeit wieder von vorne an. Die Männer tragen Verschüttetensuchgeräte. Und sie arbeiten meist nur bis 14 Uhr, da die Hänge oft am Nachmittag nachgeben und die Lawinengefahr erhöht ist. Notfalls fräsen sie sich durch Lawinen, um ins Tal zu gelangen.
Schneeräumung in Teamarbeit
Gearbeitet wird in zwei Teams: Das eine arbeitet sich von Andermatt im Kanton Uri, das andere von Airolo in Tessin dem Gipfel entgegen. Das Unternehmen Luigi Filippi SA arbeitet auf der Tessiner Seite, bei der Süd-Mannschaft, seit Jahrzehnten mit. Neben der bedeutenden Passöffnung im Frühling zählt zu den Aufgaben des Winterdienstspezialisten die Straßenräumung rund um den am Fuße des Gotthards liegenden Ort Piotta, in dem das Unternehmen ansässig ist.
Supra von Schmidt: bewährtes Modell
Die langjährige Erfahrung haben den Firmengründer Luigi Filippi gelehrt, Verlässlichkeit und Beständigkeit als höchste Prioritäten bei seinen Arbeitsgeräten zu setzen. So kann die alte Schneefräse des Unternehmens, eine Schmidt Supra 3000, 22 leistungsstarke Dienstjahre verbuchen. Auf der Suche nach Ersatz blieb man dem Modell jedoch treu: Luigi Filippi kennt die Schneefrässchleuder Schmidt Supra bereits seit ihren Anfängen. Zusammen mit einem der ersten Modellen dieser Baureihe, einer Supra 3000, sorgt er und seine Mitarbeiter der Luigi Filippi SA jedes Jahr für schneefreie Fahrt auf dem Gotthardpass und den Straßen rund um Piotta im schweizerischen Tessin. Nun wurde die „alte Dame“ gegen ein Gerät der neuesten Generation ersetzt. Auf Grund der guten Erfahrungen musste Luigi Filippi nicht lange überlegen, wer die Nachfolge antreten durfte: es sollte wieder eine Schmidt Supra werden, genauer gesagt eine Supra 4002.
Mit 19 Jahren begann der Visionär Luigi Filippi als Ein-Mann-Unternehmen mit einem gebrauchten LKW, den er von seinem Ersparten kaufte. Heute, 50 Jahre später, gehören mehrere LKW zu seinem Unternehmen, das internationale Transporte anbietet und mit Winterdienstarbeiten am Gotthard und in der Region beauftragt ist.
Lokalaugenschein in St. Blasien
Einige Wochen vor der Auslieferung reiste die Familie Filippi und Michele Delfoc, der inzwischen die Geschäfte von Luigi Filippi übernommen hat, nach St. Blasien, um sich persönlich einen Eindruck von der Montage ihrer neuen Supra zu machen. Rolf Schmid aus dem Auftragsmanagement nahm die Gruppe in Empfang und verriet bei der Tour durch die Produktionshallen so manches Detail. Mit 42 Dienstjahren bei Schmidt ist Rolf Schmid nicht nur Experte im Hinblick auf das Produktsortiment, sondern kennt auch die Produktionsabläufe ganz genau. Dank der umsichtigen und erfahrenen Produktionsplanung von ihm und seinen Kollegen beträgt die Durchlaufzeit einer Supra von der Auftragsplanung bis zur Endabnahme im Normalfall rund 6 Wochen. Der Aufbau erfolgt in Linie in mehreren Takten. Komponenten wie das Fahrerhaus werden separat gefertigt und später auf das Chassis montiert. Auch individuelle Anpassungen werden selbstverständlich realisiert, wie zum Beispiel der ganz besondere Wunsch von Luigi Filippi: eine Lackierung in Ferrari-Rot oder besser gesagt in Filippi-Rot. Damit ist die Schmidt Supra 4002 nun nicht nur unter der Haube ein richtiges Highlight, sondern auch optisch ein echter Hingucker.
Herausforderung an Mann und Technik
Dieses Jahr frisst sich die neue Supra zum ersten Mal durch die meterhohen Schneewände des Gotthards. Langsam, aber stetig, schieben sich sie und die anderen Schneefräsen der Räumteams durch die weißen Massen und spucken klumpige Schneebrocken und haarnadelscharfen Pulverschnee gleichermaßen aus den Kaminen. Der Dauereinsatz macht eine ausgereifte Technik und einen fahrergerechten Arbeitsplatz bei der Schneefräse unabdingbar. Die Supra ist mit Knicklenkung und intelligenter Vorschub-Kraftübertragung ausgestattet, wodurch eine durchweg konstante Räumleistung erzielt wird. Der reversible Räumkopf-Antrieb ist direkt in den Räumkopf eingebaut, wodurch die Gelenkwelle wegfällt. Das kraftvolle Schneeräumaggregat ist mit Fräswalze und nachgeschaltetem Schleuderrad in Duo-Block-Bauweise ausgestattet, wodurch der Schnee bis zu 40 m geworfen werden kann. Das Tankvolumen von 530 l erlaubt einen ununterbrochenen Arbeitseinsatz von bis zu 8 Stunden – ein wichtiges Kriterium bei dem stundenlangen und oft einen ganzen Arbeitstag dauernden Einsätzen am Gotthard. Optional können die Räder im Schnellwechselverfahren auch gegen ein Raupenfahrwerk ausgewechselt werden. Eine nützliche Funktion insbesondere bei steilen Steigungen. Angetrieben wird die Supra 4002 von einem 6-Zylinder-Motor mit einer Leistung von 320 kW (435 PS) bei 1800 U/min. Trotz dieser Parameter arbeitet die Maschine umweltfreundlich nach Abgasstufe Euromot IV bei einem insgesamt geringen Kraftstoffverbrauch und niedrigem Geräuschpegel (Eco-Transportgang).
Luigi Filippi und Michele Delfoc freuen sich auf das neue Kraftpaket. Zu Recht, denn neben vielen technologischen Vorteilen bietet die neue Supra Generation inzwischen auch deutlich mehr Fahrkomfort und Fahrsicherheit. Dazu zählen die logische und ergonomische Anordnung der Bedienelemente, ein TFT-Farbdisplay, ein zentrales Steuerpult für den Räumkopf mit Einhandbedienung, hervorragende Rundumsichtverhältnisse, eine Frontscheibe mit negativen Anstellwinkel für die Verhinderung von Schneeablagerungen oder auch das schwingungs- und geräuschgedämmte 2-Personen-Fahrerhaus. Hinzu kommen Details wie elektrisch beheizte Front- und Seitenscheiben, beheizte Außenspiegel, Rechtslenkung, ein gefederter und mehrfach verstellbarer Sitz und einiges mehr. Nicht unwesentlich, arbeiten die Fahrer doch sieben Stunden und länger mit der Maschine, wobei höchste Konzentration abverlangt wird.
Freie Fahrt für Wochenendausflügler
Spannend wird es immer, wenn der vorgegebene Öffnungstermin näher rückt: Doch auch heuer konnten die beiden Winterdienst-Teams aus den Kantonen Tessin und Uri wieder die ersten Wochenendausflügler glücklich und den Weg über den Gotthardpass frei machen.
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